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Das Beringungsjahr 2008

Ermutigt durch die Ergebnisse der Beringungen im voran gegangenen Jahr und reich an ersten Erfahrungen wurden auch 2008 wieder die geplanten Beringungsvorhaben in Angriff genommen. Auf der Basis der vorjährigen Beringungen war besonders interessant zu erfahren, ob in diesem Jahr einige Wiederfänge gelingen würden. Die Erwartungen wurden in dieser Hinsicht mehr als erfüllt. Doch dazu später mehr!
Zunächst möchte ich mich bei Dr. Andreas Goedecke (Hüpstedt) bedanken, der neben seiner sehr aktiven Beringertätigkeit im Eichsfeld auch spezielle Arten in unserem Kreisgebiet beringte.

Weißstorch: Am 27.06. wurden die beiden Jungstörche im Horst Görsbach beringt (Abb. 1). Vielleicht hören wir bald etwas von diesen Vögeln. Das gelang mit den Jungstörchen aus dem Vorjahr. Von den am 20.06.07 in Görsbach beringten drei Störchen konnten schon wenige Wochen später zwei der Geschwister in Frankreich beobachtet und abgelesen werden: Hi 6381 und Hi 6382 bei Frasne (Doubs)am 25.08.07 (617 km SW nach 66 Tagen).
Interessant sind hierzu folgende Beobachtungen:
Nach dem Ausfliegen der Jungstörche am 06.08. hielten sich bis zu 3 beringte Vögel an den Steinbrücker Teichen auf, wobei zu vermuten ist, dass es sich um die Jungstörche aus Görsbach handelte.
Diese wurden letztmalig am 22.08. an den Teichen gesehen (und fotografiert). Leider gelang keine exakte Ringablesung, so dass nicht eindeutig feststeht, ob die Jungstörche die Strecke von 617 km zwischen dem 22. und 25.08. zurückgelegt haben.

Schleiereule: Nachdem in den letzten Jahren durch Herbert Buchholz und Julius Clauß mehrere Nistkästen für Schleiereulen angebracht wurden, waren in diesem Jahr nun die ersten besetzt.
Im Sommer und Herbst wurden durch Andreas Goedecke in Ortschaften im Kreisgebiet insgesamt 25 Schleiereulen beringt, dabei in Etzelsrode 5 Jungvögel (Abb. 2), in Haferungen 6 Junge und ein Altvogel, in Kehmstedt 1 Junges und 1 Altvogel, in Schiedungen 4 Junge, in Mackenrode 2 Altvögel und in Limlingerode 5 Junge.
Am 15.06.08 wurde an der Flarichsmühle bei Großwechsungen eine adulte Schleiereule lebend gefunden. Diese wurde als Nestling am 02.06.07 bei Rathendorf (Leipziger Land) beringt und wanderte dann ca. 150 km in westlicher Richtung bis in unseren Landkreis ab.





Die Ergebnisse der Beringung 2008 zeigen die rechts stehenden Tabellen. Neben der Beringung von Altvögeln und Nestlingen an den Brutplätzen verschiedener Arten bildete der Fang und die Beringung von Kleinvögeln an den Steinbrücker Teichen (gelbe Felder) auch in diesem Jahr den Schwerpunkt.


Rauhfußkauz: Ganz anders als im voran gegangenen Jahr gestaltete sich die Beringung von Raufußkäuzen in diesem Jahr. Obwohl im zeitigen Frühjahr kaum singende Männchen festgestellt wurden, fanden in 6 Nistkastenrevieren insgesamt 8 Bruten bzw. Brutversuche statt. Zunächst wurden die jeweiligen Brutweibchen am Nistkasten gefangen. Bei den regulären Erstbruten konnten so 5 Vögel in der Zeit vom 12.04. bis 14.05. beringt werden (Abb. 3). Eine Brut fiel bereits in der Legephase der Plünderung durch den Baummarder zum Opfer. Im weiteren Verlauf kamen noch zwei weitere verlorene Bruten hinzu, die vermutlich auf das Konto des Baummarders gingen. Eine Ersatzbrut fand nur in einem Revier statt und in einem weiteren Revier fanden wir auch den 2. Nistkasten besetzt. In beiden Fällen wurden die Weibchen gefangen und beringt. Insgesamt war die Besetzung unserer Nistkästen im Südharz sehr erfreulich, obwohl es offenbar kein überdurchschnittlich gutes Nahrungsangebot gab. Der Bruterfolg der begonnenen 8 Bruten war dagegen ziemlich schlecht. Neben den 3 geplünderten Bruten gab das 2. Revierweibchen das Gelege auf. So kam lediglich die Hälfte der Bruten zum Ausfliegen. Von den 4 erfolgreichen Bruten konnten zwischen dem 04.06. und 22.06. in drei Fällen insgesamt 14 (2x5, 1x4) Nestlinge beringt werden (Abb. 4). Die Jungen der vierten Brut waren bereits ausgeflogen, als sie beringt werden sollten.

Dohle und Turmfalke: Bei den Dohlen in Niedersachswerfen wurden 2008 insgesamt 7 Bruten begonnen (2x Kirche, 5 x Gipswerk). Wie im letzten Jahr begannen die Dohlen in der Kirche mit ihren Bruten deutlich früher als die Paare im Gipswerk, aber später als 2007. Ähnlich wie im voran gegangenen Jahr verschlechterte sich der Bruterfolg im Verlauf des Frühjahrs. Die Zahl flügger Junger war deutlich geringer. So konnten in der Kirche lediglich 2x3, und im Gipswerk sogar nur 1x3, 1x2 und 1x1 Nestling beringt werden. Zwei Bruten gingen vollständig verloren. Von den sieben Bruten in Niedersachswerfen erreichten nur 12 Nestlinge (Ø 1,7 juv./begonnene Brut) ein beringungsfähiges Alter.
Wesentlich stabiler zeigte sich der Bruterfolg beim Turmfalken in Niedersachswerfen. Auf Grund einer guten Nahrungsbasis gingen wie im Vorjahr keine Nestlinge während der Aufzucht verloren. In beiden Fällen konnten 6 Nestlinge beringt werden (Abb. 5), wobei die Brut in der Kirche wiederum deutlich früher begonnen wurde als im Steinbruchgelände.
Von Andreas Goedecke wurden außerdem in Mackenrode 1 Altvogel und 5 junge Turmfalken beringt.

Wendehals: Das Aufhängen der Nistkästen für Wendehälse in der Umgebung von Niedersachswerfen zeigt allmählich Erfolge. Neben dem nördlich der Flehmüllerseiche bei Krimderode angebrachten Nistkasten war 2008 ein weiterer an der "Wolfsschleife" westl. von Niedersachswerfen besetzt. So konnten am 15.06. bei Krimderode 8, und am 28.06. an der "Wolfsschleife" 4 Nestlinge beringt werden.

Mehlschwalbe und Mauersegler: Nachdem in Ilfeld-Wiegersdorf 2007 insgesamt 115 Mehlschwalben beringt werden konnten, war in diesem Jahr besonders die Frage interessant, ob und wie viel von diesen Vögeln in der Brutkolonie wieder anwesend waren. So wurden in der Fangaktion am 14.06. wieder die Eingänge zu den Kunstnestern ab 3:15 Uhr mit Styroporklötzchen verstopft. Von den angebrachten 32 Kunstnestern waren zum Termin des Fangs 30 Nester belegt. Ähnlich wie im voran gegangenen Jahr, verließen trotz äußerst vorsichtigem Anlegen der Leiter, die zusätzlich mit Schaumstoff gepolstert wurde, die Altvögel aus den ersten Nestern bei völliger Dunkelheit die Nester. An diesem Vormittag konnten insgesamt 44 adulte Mehlschwalben in den Nestern gefangen werden. Von diesen trugen 16 einen Ring aus dem Vorjahr, darunter waren 13 Vögel, die schon 2007 in der Kolonie brüteten. Die restlichen 3 waren vorjährige Nestlinge. Demzufolge waren genau 33% der im Vorjahr beringten Brutvögel auch 2008 wieder in der Kolonie anwesend. Im Gegensatz zum Vorjahr wurden am 14.06. noch keine Nestlinge im beringungsfähigen Alter in den Nestern angetroffen. In ca. 50% der Nester befanden sich noch Gelege,
was auf einen deutlich späteren Brutbeginn 2008 schließen lässt. So konnten erst am 20. und 27.06. insgesamt 37 Nestlinge beringt werden. Urlaubs- und krankheitsbedingt (Fuß-OP bei mir) kamen keine weiteren Nestlinge hinzu.
Auch bei den Mauerseglern wurden in diesem Jahr keine Jungvögel beringt, sondern nur am 14.06. die in den Nestboxen befindlichen Altvögel kontrolliert. Das Ergebnis im Vergleich zu 2007 zeigt die nebenstehende Tabelle. Demzufolge waren von den 13 im letzten Jahr beringten Altvögeln 9 wieder als Brutvogel zurückgekehrt.
Besonders bemerkenswert ist dabei, dass in zwei Fällen die Brutpaare aus dem Vorjahr wieder zusammengefunden haben und das Paar in Box 4 den gleichen Platz belegte. Bis auf das Paar SA23401 u. …02 war in den 6 belegten Nestboxen mindestens ein Altvogel aus dem letzten Jahr wieder anwesend. Hier stellt sich nun die Frage: Sind diese Vögel eventuell die Brutplatz besitzenden Männchen? Auf diese Frage gibt es eine klare Antwort und die lautet: Vielleicht! Laut Aussagen in verschiedenen Publikationen ist eine Geschlechtsbestimmung beim Mauersegler nicht möglich, selbst wenn man ihn in der Hand hat. So bleibt trotzdem spannend, welche Vögel in den nächsten Jahren den Brutplatz in Ilfeld nutzen. Dankenswerter Weise hat Herr Peix weitere Nestboxen an seinem Haus angebracht, so dass die Zahl der kontrollierten Vögel in Zukunft erweitert werden kann.
Methodisch wurde in diesem Jahr eine kleine Änderung vorgenommen. Im Gegensatz zum Vorjahr wurden die beringten bzw. kontrollierten Brutpartner anschließend wieder zusammen in die Nestbox gesetzt und diese für einige Zeit mit einem Styroporklötzchen verschlossen. Somit sollten sich die Vögel nach der Kontrolle für einige Zeit beruhigen, bevor sie selbst das Nest verlassen wollten.

Kleinvogelfang an den Steinbrücker Teichen

An den Steinbrücker Teichen wurde in diesem Jahr erstmals auch im Frühjahr gefangen. Am ersten Maiwochenende (03./04.05.) wurde die Fangaktion umgesetzt. Die sehr niederschlagsreichen Monate Januar bis März hatten allerdings Auswirkungen auf das Aufstellen der Netze. Der Wasserstand in beiden Becken war auch Anfang Mai noch ungewöhnlich hoch, so dass in den im Vorjahr angelegten Schilfschneisen das Wasser ca. 20 cm hoch stand. So konnte in den Schneisen nicht gefangen werden. Anstatt dessen wurde eine Fanganlage mit 30 m Länge am Schilfrand des Ostbeckens (Abb. 8) aufgebaut sowie zwei 12-m-Netze auf dem Mitteldamm.
Das Spektrum und die Anzahl gefangener Vögel waren dadurch erwartungsgemäß deutlich geringer als im Sommer des voran gegangenen Jahres. Innerhalb der 1½ Tage wurden nur 22 Vögel beringt, wobei die sonst häufigen Schilfbewohner fast ganz fehlten. So wurden vor allem Rohrammern am Schilfrand und Mönchsgrasmücken auf dem Mitteldamm gefangen Besonders erfreulich aber war der Fang von 3 Blaukehlchen, dabei ein Männchen ohne "Stern" (siehe unten) sowie ein Wiederfang aus dem Vorjahr. Das am 23.08.07 beringte Männchen ZC87954 wurde am 03.05.08 an der gleichen Stelle kontrolliert. Die Spätsommeraktion vom 26. bis 31.08. verlief dann wieder ähnlich wie im Vorjahr. Der Wasserstand in den Teichen war spürbar zurück gegangen, so dass die Schneisen wieder hergestellt und die Netze in den Schneisen aufgestellt werden konnten. In einer zusätzlichen Schneise an der Schlammkante im Westbecken wurde diesmal das 7-m-Netz gestellt und brachte einige interessante Fänge. Dort wurden u.a. Blaukehlchen (mit Ring aus dem Vorjahr), Schafstelzen und Schilfrohrsänger gefangen.
In der Zeit von 6:00 bis 20:00 wurden die Netze aufgezogen und über Nacht zusammen geschoben, um unbeabsichtigte Fänge in der Nacht zu vermeiden. Der Fangerfolg an den einzelnen Tagen war sehr unterschiedlich. An zwei Tagen herrschte recht kühles Wetter mit kräftigem Ostwind, an denen nur wenige Vögel (ca. 25) in die Netze flogen.
Dominierend bei den gefangenen Arten waren wiederum Teichrohrsänger (93 Vögel) und Rohrammern (13 Vögel). Der Kleinvogelzug war in diesem Jahr während der Fangaktion kaum spürbar. Im Netz auf dem Mitteldamm wurden nur wenige Grasmücken gefangen, dafür Weiden- und Sumpfmeisen. Trupps von Blaumeisen waren regelmäßig in den Schilfgebieten unterwegs. Zwangläufig fliegen dann auch einige in die Netze. Ein besonderes Exemplar zeigt Abb. 9, bei dem die Kopfplatte und Teile des Flügels an Stelle von kräftigem hellblau hier hellbraun gefärbt waren.
Am Morgen des 30.08. brachte J. Scheuer einen Vogel aus dem Schilf mit, der etwas anders aussah als die häufigen Teichrohrsänger. Es handelte sich dabei um einen diesjährigen Rohrschwirl (Locustella luscinioides) (Abb. 10). Damit gelang der erste Nachweis der Art für dieses Gebiet, denn obwohl J. Scheuer das Gebiet sehr intensiv betreut, konnte bisher noch kein Rohrschwirl festgestellt werden.
Wenn wir auch in diesem Jahr deutlich weniger Blaukehlchen fingen, war dennoch der Wiederfang eines Vogels aus dem Vorjahr erfreulich. Am 29.08. flog ein adultes Blaukehlchen-Männchen in das kleine Netz an der Schlammkante, das am 22.08.07 an gleicher Stelle gefangen wurde. Damit muss wohl die Einschätzung aus dem letzten Jahr revidiert werden, dass es sich bei den in 2007 gefangenen 9 Blaukehlchen um einen durchziehenden Trupp gehandelt hat.
Als nüchternes Ergebnis des zweiten Beringungsjahres bleibt festzuhalten: Es wurden 295 Vögel in 26 Arten beringt. Das ist fast genau dieselbe Anzahl wie in 2007. Hinzu kamen 27 Wiederfänge aus dem Vorjahr, besonders Mehlschwalben und Mauersegler. Bei den einzelnen Beringungen wurden wieder einige Erkenntnisse gemacht und weitere Erfahrungen gesammelt. Besonders die Vorbereitung und der Netzfang an den Steinbrücker Teichen erfordert Hilfe und Unterstützung. Aber auch die Beringung der Raufußkäuze wird durch eine zweite Person wesentlich einfacher.
Deshalb möchte ich mich zum Schluss bei allen bedanken, die mir bei der Vorbereitung und Umsetzung der Beringungsaktionen tatkräftig geholfen haben. Das waren in diesem Jahr vor allem Julius Clauß und Joachim Scheuer.

MANFRED WAGNER

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