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Das Beringungsjahr 2009

So wie in den voran gegangenen Jahren wurden 2009 die begonnenen Beringungsvorhaben weitergeführt, allerdings mit unterschiedlichen Ausgangssituationen bzw. Ergebnissen. Die Zahl der beringten Vögel aus den letzten beiden Jahren ließ hoffen, dass einige Wiederfänge gelingen sollten oder Rückmeldungen von anderen Orten eingehen würden.
Von den in 2007 und 2008 an den Steinbrücker Teichen beringten Kleinvögeln wurden kurze Zeit später einzelne (Teichrohrsänger u. Rohrammern) am Helmestausee (15 km E) von den Merseburger Beringern kontrolliert. Außerdem gingen die ersten Fernfunde ein, wobei einer besonders erfreulich war:
Das am 23.08.07 beringte Blaukehlchen-Männchen ZC 87959 (kleines Bild) wurde am 10.09.08 in der Nähe von Sevilla in Südspanien auf dem Weg ins Winter-quartier kontrolliert (nach 384 Tagen 2056 km vom BO).
Weitere Fernfunde betrafen:

  • Teichrohrsänger (dj.) ZD 21781 (? 31.08.08, kontr. am 11.09.08 bei Velbert-Tönisheide
    (nach 11 Tagen, 258 km W vom BO)
  • Turmfalke IA 106182 (? 07.06.07 (njg.) Kirche Niedersachswerfen, tot gefunden am 02.01.09 bei Markt Einersheim (Unterfranken)
    (nach 575 Tagen, 209 km S vom BO).
Der strenge und lange Winter, der in einigen Regionen auch recht schneereich war, zeigte deutliche Auswirkungen auf die Brutpopulation einiger Vogelarten. Hinzu kam ein extrem schlechtes Nahrungsangebot an Kleinsäugern, das sich sowohl in den Feld- und Grünlandgebieten als auch in den Wäldern des Südharzes zeigte. Hinsichtlich der Beringungsarbeiten waren davon besonders Raufußkauz und Schleiereule, aber auch - zumindest gebietesweise - der Turmfalke betroffen.

Schleiereule: In den angebrachten Nistkästen für die Schleiereulen konnte nur eine Brut gefunden und beringt werden. In Uthleben wurden am 25.08.09 durch Cliff Riesmeier (Bernterode) als neues Mitglied der Eichsfelder Beringergruppe, die sich seit Jahren speziell mit der Beringung von Schleiereulen befasst, 4 Jungvögel beringt (Abb. 2).

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Ergebnisse der Beringung in 2009. Neben der Beringung von Altvögeln und Nestlingen an den Brutplätzen verschiedener Arten bildeten der Fang und die Beringung von Kleinvögeln an den Steinbrücker Teichen (gelbe Felder) auch in diesem Jahr den Schwerpunkt.


















Rauhfußkauz: Wie bereits angedeutet, war die Situation beim Raufußkauz im Vergleich zum Vorjahr sehr schlecht. Bereits im zeitigen Frühjahr deutete sich an, dass die Nahrungsgrundlage im Südharz (v.a. bei Langschwanz- und Rötelmäusen) äußerst kritisch war. So waren alle Nistkästen lange Zeit unbesetzt und erst Anfang Mai konnte die einzige Brut mit nur 3 Eiern gefunden werden. Neben der geringen Gelegegröße und der Tatsache, dass ausschließlich Kleinvögel als Beutetiere im Nistkasten zu finden waren, zeigte auch das Gewicht des Weibchens die schlechte Nahrungssituation. Es betrug nur 144 Gramm. Normalgewichte bei den Brutweibchen liegen sonst im Bereich von 170 bis 185 Gramm.

Erfreulicherweise handelte es sich bei dem am 17.05.09 gefangenen Weibchen um eine "alte Bekannte". Es war am 12.04.08 als RA..01604 in der Nähe des Christianenhauses beringt worden und brütete nun ca. 6 km östlich an der Großen Harzhöhe in einem mit Marderschutz neu angebrachten Kasten (kleines Bild).
Da der Vogel wie bereits im Vorjahr sehr vertraut war (blieb nach der Beringung einige Zeit auf dem Arm sitzen!!) wurde er in Anlehnung an Harry Potter`s Schneeeule "Hedwig" genannt. Mal sehen, ob wir unser Weibchen "Hedwig" auch im nächsten Jahr wieder "auf den Arm nehmen" können.

Im Verlauf der Brutperiode besserte sich offenbar die Nahrungssituation in den Wäldern. So konnte bei der einzigen Brut kein Verlust von Nestlingen registriert werden. Weitere Bruten kamen jedoch nicht hinzu. Die 3 Jungvögel wurden am 03.07.09 beringt.


Dohle: Die in den letzten Jahren in Niedersachswerfen und Umgebung angebrachten Nistkästen zeigten 2009 nun verstärkt Wirkung. Erstmals waren die Kästen an der Schule und am Bauhof belegt. Hinzu kam ein Brutversuch in Harzungen. Insgesamt wurden in Niedersachswerfen 11 Bruten begonnen (3x Kirche, 5 x Gipswerk, 2 x Schule, 1 x Bauhof).

Die Zahl flügger Junger war deutlich höher als im letzten Jahr, obwohl die Bruten, vermutlich bedingt durch den langen Winter, später begonnen wurden. So konnten in der Zeit vom 20.05. bis 28.05.09 die Jungen von 8 Bruten (3 x Kirche, 3 x Gipswerk, 1 x Schule und 1 x Bauhof) beringt werden. Drei Bruten gingen vollständig verloren. Von den acht Bruten in Niedersachs-werfen erreichten 27 Nestlinge (Ø 3,37 juv./erfolgreiche Brut bzw. 2,45 juv./begonnene Brut) ein beringungsfähiges Alter, was deutlich über den Ergebnissen aus den letzten Jahren liegt.

Mehlschwalbe: Im dritten Jahr der Beringungsaktion bei den Mehlschwalben stand natürlich die Frage der Wiederfänge von den inzwischen 179 in Ilfeld-Wiegersdorf beringten Vögeln im Vordergrund.
Aber auch die Anwendung der etwas veränderten Methode sollte wichtige Erkenntnisse liefern. So wurden in der Fangaktion am 13.06.09 die Eingänge zu den Kunstnestern ab 3:00 Uhr in diesem Jahr mit Schaumstoffklötzchen verstopft. Dass die Verwendung dieser Klötzchen wesent-lich besser geeignet ist als mit Styropor zeigte sich daran, dass im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren keine Altvögel die Nester verließen. Von den angebrachten 32 Kunstnestern waren zum Termin des Fangs 29 Nester belegt und so konnten an diesem Morgen insgesamt 58 adulte Mehlschwalben in den Nestern gefangen werden. Von diesen trugen bereits 23 (39,7 %) einen Ring aus den Vorjahren. Darunter waren 6 Vögel (4?, 2?), die bereits 2007 als Brutvögel beringt wurden.
Das Geschlechterverhältnis bei den Wiederfängen fiel eindeutig zugunsten der Männchen aus (17:6), das heißt ca. 74 % der Wiederfänge waren Männchen.
Während der Fangaktion am 13.06. waren wie im Vorjahr noch keine Nestlinge im beringungsfähigen Alter, in fünf Nestern schliefen die Altvögel, ohne dass ein Gelege vorhanden war. So begannen erst in der 2. Junihälfte die letzten Paare mit der Erstbrut.
Die Beringung von Nestlingen aus den Erstbruten erstreckte sich demzufolge auf einen recht langen Zeitraum. Die ersten Nestlinge wurden am 21.06. und die letzten am 31.07. beringt. Nur etwa die Hälfte der Brutpaare begann eine zweite Brut (16 Bruten). Auch hier gab es eine große Zeitspanne, in der die Nestlinge dieser Bruten beringt werden konnten. Sie reichte vom 05.08. bis zum 06.09.09
In diesem Jahr lag der Bruterfolg deutlich unter dem aus den letzten beiden Jahren. Drei Bruten gingen vollständig verloren. Aus den restlichen 26 Erstbruten erreichten 74 Nestlinge (Ø 2,85 juv./Brut) ein beringungsfähiges Alter. Von den 16 Zweitbruten konnten insgesamt 44 Nestlinge (Ø 2,75 juv./Brut) beringt werden. Alles in allem war die diesjährige Beringungsaktion bei den Mehlschwalben recht aufschlussreich. Es wurden 118 Nestlinge und 35 Altvögel beringt.

Mauersegler: Bei den Mauerseglern wird die Kontrolle der Brutvögel von Jahr zu Jahr spannender. Sie lieferte gleichzeitig einige wichtige Erkenntnisse, die in den nächsten Jahren berücksichtigt werden müssen.
Dazu gehört vor allem der Zeitpunkt der ersten Kontrolle bzw. Beringung. Deshalb wurden die Mauersegler in diesem Jahr erst am 21.06.09 kontrolliert. Nach intensiver Internetrecherche zu dieser Thematik musste letztendlich eingeschätzt werden, dass es effektiver und weniger störend auf das Brutgeschehen ist, sowohl Altvögel als auch dann große Nestlinge gemeinsam ab Ende der ersten Julidekade zu beringen.
In diesem Jahr wurden 8 Bruten begonnen, von denen allerdings nur 6 erfolgreich verliefen. Von den 16 kontrollierten Altvögeln trugen 12 einen Ring aus den beiden Vorjahren.
Wie bereits 2008 festgestellt, war in den belegten Nestboxen mindestens ein Altvogel, und zwar die gleichen wie im Vorjahr und in den gleichen Boxen anwesend. Deshalb soll im nächsten Jahr die spannende Frage beantwortet werden, ob es sich bei diesen Vögeln um die Brutplatz besitzenden Männchen handelt oder nicht. Die tierschutzrechtliche Genehmigung für eine Federprobe vorausgesetzt, soll das Geschlecht von einem der jeweiligen Brutpartner mittels
DNA-Analyse bestimmt werden.
Besonders bemerkenswert war, dass das Paar in Box 4 (SA 23405 u. ..06), welches schon 2007 und 2008 hier brütete auch 2009 wieder zusammen den gleichen Platz belegte. Dankenswerter Weise hat Herr Peix nochmals weitere Nestboxen (jetzt sind es 20) an seinem Haus angebracht, so dass die Zahl der kontrollierten Bruten in Zukunft sicher noch weiter anwachsen wird.

Eisvogel (ein Versuch): Nach dem sehr strengen Winter, der große Verluste in der Population des Eisvogels verursacht haben dürfte, brütete (traditionell) ein Paar nur wenige hundert Meter von meinem Wohnort an der Zorge. Nachdem auch die zweite Brut erfolgreich verlief, wurde am 26.07. ein 12-m-Netz quer über den Fluss gespannt. Da sich die Altvögel und die flüggen Jungen noch im Revier aufhielten, konnten während dieser kurzen Fangaktion innerhalb von 4 Stunden zwei Eisvögel gefangen und beringt werden. Es kam aber auch vor, dass die Eisvögel entweder über das Netz hinweg oder seitlich vorbei flogen, obwohl das Netz nach unserer Einschätzung kaum wahr-nehmbar im Schattenbereich der Bäume stand. Für die im gleichen Flussabschnitt fliegenden Wasseramseln genüg-ten ca. 20 cm Abstand zwischen Netz und Wasserober-fläche, um mehrfach darunter hindurch zu fliegen.
Der Fang von Wasseramseln war aber nicht unser Ziel.

Kleinvogelfang an den Steinbrücker Teichen
An den Steinbrücker Teichen wurde in diesem Jahr wiederum im Frühjahr und Spätsommer gefangen. Am ersten Maiwochenende (02./03.05.) konnte diesmal in den Schilfschneisen vom Vorjahr gefangen werden, da das Wasser nur wenige Zentimeter hoch in den Schneisen stand. Die gegenüber dem letzten Jahr veränderten Bedingungen (die Netze standen umständehalber an anderen Stellen) bewirkten, dass das Spektrum der gefangenen Vögel etwas anders aussah.
Im Vergleich zum Vorjahr konnten beispielsweise auf dem Mitteldamm nur sehr wenige Gras-mücken gefangen werden. Andererseits waren in den Schilfflächen neben den obligatorischen Rohrammern auch die ersten Rohrsänger zurückgekehrt. Ein Schilfrohrsänger, zwei Teichrohr-sänger und erstmals zwei Drosselrohrsänger (Abb. 8) gingen am 03.05.09 in die Netze. Bei der letzteren Art zeigte sich deutlich, dass die Vögel auf dem langen Weg aus ihrem Winterquartier viel Energie - sprich Körpermasse - verloren hatten. Sie wogen jeweils etwas über 30 Gramm.
Die im Spätsommer gefangenen diesjährigen Vögel waren mit ca. 35 bzw. 41 Gramm deutlich schwerer.
Erfreulich war auch wieder der Fang von
3 Blaukehlchen, darunter am 02.05.09 das Männchen ZC 87977, das am 03.05.08 am gleichen Ort beringt worden war. Die beiden anderen Blaukehlchen waren Weibchen mit einem ausgeprägten Brutfleck, der das Brüten der Art im Gebiet belegte.
Die Spätsommer-aktion vom 24. bis 30.08. verlief dann wieder analog der Aktion im Vorjahr.
Die interessantesten Fänge gelangen wiederum in dem
7-m-Netz an der Schlammkante im Westbecken.

Hier gingen u.a. Feldschwirl, Schilfrohrsänger, Blaukehlchen und Drosselrohrsänger ins Netz. Demgegenüber war der Fangerfolg im großen Netz an der Nordseite des Westbeckens mit nur
ca. 20 Vögeln innerhalb von 6 Tagen sehr gering. Deshalb soll der Standort, der außerdem lange Wege für die Kontrollgänge erfordert, im nächsten Jahr aufgegeben und statt dessen das Netz an der Südseite des Westbeckens mit Kontakt zur freien Schlammfläche gestellt werden.
Gefangen wurde wieder in der Zeit von 6:00 bis 20:00. Der Fangerfolg an den einzelnen Tagen war sehr unterschiedlich. In den ersten Tagen, an denen schwül-warmes Wetter herrschte, fingen sich besonders in den Morgenstunden zahlreiche Vögel. In den folgenden Tagen bestimmte kühles und windiges Wetter die Situation und damit den Fangerfolg. So konnten an diesen Tagen meist weniger als 20 Vögel gefangen werden.

Dominierend bei den gefangenen Arten waren wiederum Teichrohrsänger (86 Vögel) und Rohrammern. Bei der letzteren Art war die Zahl der gefangen Vögel im Vergleich zum Vorjahr deutlich höher (2008: 13, 2009: 38). Außerdem gelang ein Wiederfang: Der am 26.08.08 als ad. Weibchen VF 00543 beringte Vogel wurde am 27.08.09 erneut kontrolliert. Sonstige Wiederfänge aus den letzten Jahren kamen während der Spätsommer-aktion nicht hinzu.

Das auf dem Mitteldamm aufgestellte Netz bringt in jedem Jahr einige überraschende Fänge von Vogelarten, die auf dem schmalen, mit Gebüsch bestandenen Damm zwischen den Teichen nicht unbedingt erwartet werden. Dazu gehörten in diesem Jahr u.a. Gimpel, Bluthänfling und vor allem Grünspecht (Abb. 9). Obwohl an mehreren Tagen ein kleiner Trupp Beutelmeisen sowohl in den Büschen als auch im Schilf unterwegs war, konnte leider keiner dieser Vögel gefangen werden.

Dagegen kamen - glücklicherweise ohne größere Auswirkungen - andere schwarzbraune Gesellen den Netzen sehr nahe. Wildschweine halten sich während des gesamten Jahres im Schilf der Teiche auf. Am Morgen des 28.08.09, nachdem die Netze aufgezogen waren, flüchteten
4 Wildschweine in Richtung der beiden Netze an der Südseite im Ost- und Westbecken. Während im Ostbecken nichts passierte, wurde der Steg unter dem kleinen Netz im Westbecken stärker in Mitleidenschaft gezogen. Das Netz selbst blieb glücklicherweise heil, da die Schweine unter dem Netz durchgingen.
Besonders in den Morgen- und Abendstunden hörten wir in den letzten Jahren regelmäßig Wasserrallen an verschiedenen Orten im Schilf rufen. Da in der Vergangenheit auch Tüpfel-sumpfhühner an den Teichen beobachtet wurden, soll im nächsten Jahr mit dem Fang dieser Schilfbewohner begonnen werden.

Als nüchternes Ergebnis des gesamten Beringungsjahres bleibt festzuhalten: Es wurden
393 Vögel in 26 Arten beringt. Das sind ca. 100 Vögel mehr als im letzten Jahr, was vor
allem auf die hohe Anzahl beringter Nestlinge bei den Mehlschwalben zurückzuführen ist.
Hinzu kamen 45 Wiederfänge aus den letzten Jahren, besonders bei Mehlschwalben und Mauerseglern.

Bei den einzelnen Beringungen wurden wieder einige neue Erkenntnisse gemacht und weitere Erfahrungen gesammelt. Besonders die Vorbereitung und der Netzfang an den Steinbrücker Teichen erfordert Hilfe und Unterstützung. Aber auch die Beringung von Dohlen, Mehlschwalben und Mauerseglern wird durch eine zweite Person wesentlich einfacher.
Deshalb möchte ich mich zum Schluss bei allen bedanken, die mir bei der Vorbereitung und Umsetzung der Beringungsaktionen tatkräftig geholfen haben. Das waren in diesem Jahr wiederum Julius Clauß und Joachim Scheuer, aber ganz besonders Eckehard Höpfner.

MANFRED WAGNER

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