Home NABU Kreisverband Nordhausen Fachgruppe Ornithologie Bilder Vögel Arbeitskrs. Falter Bilder Falter
Fachgruppe Ornithologie

Ornithologie: Projekte: Publikationen:    Naturräume
   Schutzgebiete

   Bilder Vögel

Die Schilfgebiete im Landkreis Nordhausen außerhalb des Helmestausees

Selbstgestellte Ziele im Naturschutz oder in der ornithologischen Arbeit haben eine sehr lange Tradition bei den Nordhäuser Ornithologen. Ein neues Gemeinschaftsvorhaben, das in 2009 begann, ist die Erfassung der Schilfgebiete außerhalb des Helmestausees.

Bewertet werden sollen Schilfgebiete an stehenden und fließenden Gewässern, Sumpf- und Schilfzonen ohne Teichanteile, Seggenriede und Quellsümpfe sowie verschilfte Gräben und Grabensysteme, die oft mit Teichen oder Fließsystemen vernetzt sind. Die vielen Standorte im Landkreis sind zu erfassen, zu beschreiben, zu kartieren und vogelkundlich zu bewerten.


Ein ganzer Fragenkatalog wartet auf seine Bearbeitung und Antworten. Eine avifaunistisch anspruchsvolle und zeitaufwendige Aufgabe für die Nordhäuser Ornithologen. Arteninventar und Vorkommen außerhalb der großen Feuchtgebiete in der Goldenen Aue sind genauso von Bedeutung, wie die Vergleichbarkeit der kleinen Teich- und Sumpfgebiete untereinander. Wie und in welcher Art kann diese Vergleichbarkeit erfolgen? Was sind die markanten Merkmale? Welchen ökologischen Wert stellen die kleinen Schilfgebiete öko-faunistisch dar oder sind sie nur für Insekten und andere Tierarten von Interesse? Welche Stellenwerte haben Schilfgräben in der oft stark ausgeräumten Agrarlandschaft? Wie ist die Bedeutung stark gegliederter Ufer zu bewerten, wie sie häufig an kleinen Teichen, Sumpf- und Schilfgebieten auftreten?

Diese langfristige und flächendeckende Untersuchung zum Lebensraum zwischen Wasser und Land soll verlässliche Ergebnisse erbringen, um die Verlandungsgesellschaften, ein sensibles aber ökologisch sehr hochwertiges Landschaftselement besser bewerten zu können.

In der Vorbereitung der Feldarbeit wurden Erfassungsbögen erarbeitet, besprochen und an die beteiligten Vereinsmitglieder ausgegeben. Sie sollen Angaben zu Fläche, Größe, die Lage im Gelände, Besonderheiten des Standortes und zu beobachteten Vogelarten sichern. Im Laufe der weiteren Bearbeitung ist geplant, für jedes einzelne Erfassungsgebiet Kartenmaterial und weiterführende Angaben zu einer Standortmonografie zu verdichten. Da die meisten Teiche, Sumpf- und Schilfgebiete Folge der Kulturentwicklung der Landschaft, also künstlicher Art sind, dürften historische Angaben ebenfalls von Interesse sein, wo dies erfahrbar und möglich ist. Der Anteil natürlicher Teiche, Tümpel und Quellsümpfe ist dagegen im Vergleich gering. So wird der Rücklauf der ausgegebenen Erfassungsbögen zeigen, welche Daten ermittelbar waren und was auszuwerten ist.

Eine Erfassung der brütenden Vogelarten in den Schilf- und Sumpfgebieten soll der üblichen Einteilung in schilfstete (immer an Schilf als Lebensraum gebundene Arten wie Teich-, Drossel- und Schilfrohrsänger, Rohrdommel) und schilfholde (stark aber nicht ausschließlich an Schilf-bestände gebunden, Rallen, Taucher, Rohrweihe, Höckerschwan) Arten folgen. Die strukturierten und versumpften Uferareale der Verlandungs- und Übergangszonen sollen einbezogen werden, sie erweitern das Artenspektrum an den Standorten deutlich zu reinen Schilfzonen. Es war von Beginn an die Absicht, diesen erweiterten Rahmen zu wählen, um vor allem ökologische Vernetzungen zum Umland zu erfassen und aufzuzeigen. Übergangsbiotope und struk-turreiche Grenzen an den unterschiedlichen Biotoptypen sind von außerordentlichem öko-faunistischem Interesse.

Bei der Beobachtung der Vogelwelt in den wechselfeuchten Ufer- und Verlandungsgebieten, die mit Röhrichten, Schilf, Seggen und Binsen bestanden sind, gilt neben den Brutvögeln und Nahrungsgästen ein hohes Interesse den durchziehenden Sumpf- und Wasservögeln. Gerade auf den trockenfallenden Schlick- und Sumpfflächen sind die rastenden und durchziehenden Watvögel auf diesen Nahrungsbiotopen häufig anzutreffen.

Die Erfassung und Bewertung der Schilfgebiete außerhalb der Goldenen Aue/ Helmestausee soll auch zeigen, ob und in welchem Umfang die kleinräumigen Sumpf- und Röhrichtgebiete als Rast- und Nahrungsbiotope während des Vogelzuges dienen.

Mit Arbeitsstand Dezember 2009 wurden bisher für den Landkreis Nordhausen 78 Standorte erfasst und bewertet, von denen wiederum 39 auf einer Vorrangliste erscheinen. Im Folgejahr soll dieser Arbeitsschritt abgeschlossen werden und eine vollständige Erfassungsliste für den Untersuchungsraum vorliegen (geringe Nachträge eingeschlossen).

Ebenfalls abgeschlossen werden soll die Zuordnung zu den Fließsystemen, landschaftlichen Hauptregionen, Höheneinordnungen und eine Einteilung in landschaftsräumliche Größen. Die differenzierte Gliederung der Gesamtfläche in anteilige Teilflächen Wasser- Schilf- Ufer wird jedoch in 2010 nur ansatzweise und beginnend erfolgen. Hier wird die Arbeit vom Vorliegen geeigneten Kartenmaterials wesentlich mitgestaltet, um ungenaue Mehrarbeit zu umgehen.

Ob auch eine öko-floristische Bewertung der Pflanzenbestände erfolgen wird, hängt davon ab, welcher Bedeutung einer solchen Untersuchung beizumessen ist. Von Interesse wäre sie, weil die Bestände der Röhricht-Gesellschaften zunehmend an Vitalitätsverlusten leiden. Vor allem werden durch Eutrophierung und anderen Schadstoffeintrag in die Gewässer die halmtragende Kraft und Selbstreinigungsfähigkeit der Schilfbestände stark geschädigt, was wiederum einen deutlichen Einfluss auf den Nestbau (Halmstabilität bei Rohrsängernestern) haben kann.

Die bisher erfassten und voruntersuchten Gebiete teilen sich in folgende Grundtypen:

A : Künstlich angelegte Teichanlagen

38
B : Natürliche Tümpel / Teiche / Weiher
    (im Wesentlichen sind das vom Ursprung wassergefüllte Dolinen und Erdfälle)

6
C : Sumpf-Schilfgebiete an Fließgewässern
    (oft auch durch unterirdische Kiesbänke aus Mäander- oder Überflutungsabläufen
     verbunden, häufig mit stehenden Flachwasserbereichen über 40 cm; fast immer
    ohne eigene Teichbereiche)

20
D : Quellsümpfe und Sumpf-Schilfgebiete mit Seggen-, Schilf- und Binsenflächen
    (gespeist aus Schichten-, Druck- und/oder Quellwasser, häufig mit stehenden
    Flachwasserbereichen über 20 cm Tiefe)

6
E : Schilfgräben und Grabenverbundsysteme
    (ständig vernässt oder zeitweise trockenfallend)

4
F : Kies- und Tongruben mit Schilf-, Seggen- und Binsenflächen
    (gespeist aus Grundwasser, selten auch Schichtenwasser)

4

Übersicht über die Teich-, Schilf-, Seggen- und Sumpfgebiete außerhalb des Helmestausees für den Landkreis Nordhausen (Arbeitsstand: Februar 2010):

A: Künstlich angelegte Teichanlagen (38)
- Fischteiche Auleben
- Steinbrücker Teiche
- Feldteich an der Helme nördlich
des Kesselbergs (Steinbrücken)
- Regenwasserteiche an der A 38
(ges. 8 Teichbereiche)
- Schiedunger Teich mit Gartenwiesen
- Teiche im Schilf
- Sumpf-Gebiet Lipprechterode bis Helenenhof
- Helenenhof-Teiche
- Niedergebra, Teich an der Mittelmühle
- Dorfteich Fronderode
- Dorfteich Mackenrode
- Ehemalige Mönchsteiche Limlingerode
(westl. der Ortslage im Wald)
- Teichmühle Hainrode
- Teichtal Hainrode
- Feldteich nördl. Hainrode
- Tanzteich Niedersachswerfen
- Hegeteich Harzungen
- Teich zwischen Harzungen und Neustadt
- Rosenteich zwischen Neustadt und Hermannsacker
- Teiche Ober- und Untergrasmühle
- Windlücker Teiche
- Iberg-Talsperre
- Feldteich zwischen Ellrich und Werna
- Ellricher Teiche mit Stadtteich
- Ellricher Bad
- Teich am Weg zum Braunsteinhaus
westl. Ilfeld (am Botanischen Garten)
- Helltal-Teich im Steinmühlental
- Nordhäuser Talsperre, nördlicher Teil
- Waldteiche Birkenmoor
- Fischteiche Großwechsungen (z.Z. in Sanierung)
- Teich Berbislebener Feld
- Hirschenteich mit Hirschenwiesen
- Angelteich am Holungsbügel
- Dorfteich Mauderode
- Stierberg-Teich
- Nohra, Hühnstein-Bad
- Kläranlage Bleicherode-Ost, Schönungsbecken

B: Natürliche Teiche (6)
- Seelöcher bei Liebenrode/ Steinsee
- Seeloch Hochstedt mit Wiesen bis zur B 247
- Sülzesee Mackenrode
- Ketterlöcher Limlingerode
- Igelsumpf westl. Obersachswerfen
- Igelsumpf nördlich Hörningen

C: Sumpf-Schilf-Gebiete an Fließgewässern (oder diesen zuzuordnen) (20)
- Teich-Schilf-Sumpfgebiet Lipprechterode/Helenenhof
   (die Teiche sind zusätzlich bei "Künstlich angelegte Teiche " erfasst)
- Schilfwiese östl. Kleinbodungen
- Wipperwiesen südl. Kläranlage Bleicherode -Ost bis Anschlussstelle A 38
- Bodewiesen Bleicherode- Ost, nördlich altes Kaliwerk
- Schilfwiesen/Nasswiesen zwischen Wipper und Kirschberg, Bleicherode-Ost
- Wipperwiesen zwischen Sollstedt und Wülfingerode
- Wipperwiese an der Kleingartenanlage östl. Sollstedt
- Helmewiesen an der Flarichsmühle
- Schilfwiesen südl. Kehmstedt
- Schilfzone nördl. Hochstedter Bach
- Schilfwiesen an der Wipper zwischen Wollersleben und Wolkramshausen
- Schilffläche am Rossingbach, NDH-Ost
- Schilf-und Sumpfgebiet südöstlich Rodishain
- Zorge-Feuchtgebiet zwischen Ellrich und Cleysing
- Sumpfwiesen am Netzkater
- Schilfwiese nördl. Schweinemast Uthleben
- Sumpfgebiet am Herreder Bach
- Sumpf-Nasswiese östl. Hörningen
- Schilfzonen an der Wieda zwischen Gudersleben und Woffleben
- Sumpfwiese Stadtpark Nordhausen (künstlich geflutete Fläche)

D: Quellsümpfe und Sumpf-Schilf-Gebiete mit Seggen, Schilf und Binsen (6)
- Schilf-Sumpf-Gebiet zwischen Stempeda und Iberg- Talsperre
- Feuchtgebiet an der Mönchsquelle Großwechsungen
- Schilfwiese südlich Sundhausen bis zur A 38
- Schilf-Sumpf-Wiese am Quellbereich zum Herreder Bach
- Sumpf-Seggen-Gebiet südwestlich Leimbach (ehemalige Hopfenanlage)
- Seggen-Sumpf in der nördlichen Hardt zwischen Steigerthal und Leimbach

E: Schilfgräben und Grabenverbundsysteme (4)
- Schilfgräben südwestlich Kehmstedt
- Schilfgräben Nohra-Kinderode
- Schilf-Grabenverbund südlich Leimbach
- Schilf-Grabenverbund-System südlich Mönchsquelle Großwechsungen

F: Kies- und Tongruben mit Schilf-, Seggen- und Binsenflächen (4)
- Kiesgruben Kleinfurra (Rüxleber Zoll)
- Alte Tongrube Wolkramshausen
- Tongruben Sourell, NDH- Nord
- Bielener Kiesseen- Krötenteich

Die Aufstellung erfasst z.Z. 78 (+ 7 weitere Einzelobjekte Regenwasserteiche an der A 38);
sie ist noch nicht abgeschlossen und kann geändert und/oder ergänzt werden!!


UWE PATZIG


zurück zur Fachgruppe Ornithologie        Home