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Das Beringungsjahr 2010

Im vergangenen Jahr 2010 konnten einige geplante Vorhaben nicht umgesetzt werden, da bei Joachim Scheuer als auch bei mir längere gesundheitliche Probleme zu bewältigen waren. So konnten die Beringungsaktionen an den Steinbrücker Teichen im Frühjahr und im Spätsommer nicht stattfinden. Dennoch haben wir versucht, vor allem die längerfristig angelegten Vorhaben bei Rauhfußkauz, Mehlschwalbe und Mauersegler in gewohnter Art und Weise weiterzuführen.

Rauhfußkauz: Ähnlich wie zu Beginn 2009 war der Winter 2010 im Südharz sehr schneereich, jedoch zeigten bei Kontrollgängen im Februar zahlreiche Mäusespuren und -löcher im Schnee, dass sich die Nahrungssituation in den Revieren wesentlich verbessert hatte. In fast allen, uns bekannten Revieren sangen im Frühjahr die Männchen. So entschlossen wir uns, erstmals Männchen mit Hilfe einer Fangklappe in den Nistkästen zu fangen.

Mitte März lag aber im Südharz noch so viel Schnee (teilweise bis zu 1 Meter), dass nicht alle Kauzreviere erreichbar waren, zumal der "Winter-dienst" in den Forst-revieren nur sehr wenig aktiv war. Somit beschränkten wir uns auf einige Fangver-suche, wo die gesamte Ausrüstung mehrere Hundert Meter durch knietiefen Schnee getragen werden musste.

Der erste Fangerfolg gelang am 09.03.10 am Behrkopf bei Birkenmoor. Doch stellte sich das
"Männchen" als Weibchen heraus,das nach Einbruch der Dunkelheit den Nistkasten aufgesucht hatte. Es trug den Ring RA .01603 und war am 12.04.08 als Brutweibchen am selben Ort gefangen worden (Abb. 1). Mit 122 Gramm war es wohl auch längst nicht in der Kondition, mit dem Brutgeschäft zu beginnen und wurde später durch ein anderes Weibchen ersetzt (siehe Abb. 2).

Der Fang eines "richtigen" Männchens gelang dann am 10.03.10 2 km östl. von Rothesütte, obwohl bis dahin noch keinerlei Reviergesang bemerkt wurde, der Kauz aber einige Tage zuvor im Nistkasten angetroffen wurde.

Trotz der eifrig singenden Männchen und der ausgesprochen guten Nahrungssituation fanden zunächst keine Bruten statt. Der größte Teil der Weibchenpopulation war offenbar im voran gegangenen Jahr, als es kaum Mäuse gab, aus dem Südharz abgewandert. So konnten erst am 04. und 09.06.10 zwei Bruten mit jeweils 8 Eiern gefunden werden, die erfolgreich verliefen (Abb. 2). Die Jungvögel dieser Bruten (6 bzw. 7 flügge juv.) konnten erst Ende Juli beringt werden.

Dohle: Einen weiteren Zuwachs gab es bei den Dohlenbruten in Niedersachswerfen und Umgebung. Das Anbringen von entsprechenden Nistkästen von Julius Clauß und Herbert Buchholz hat sich mittlerweile als sehr erfolgreich erwiesen.

In Niedersachswerfen wurden 13 Bruten begonnen (2x Schule, 3x Kirche, 7x Gipswerk, 1x Bauhof), von denen 12 erfolgreich verliefen. Hinzu kam eine erfolgreiche Brut erstmals in Harzungen.

Die Zahl flügger Jungvögel stieg weiter an, was auf den erfolgreichen Verlauf der meisten Bruten zurück geführt werden kann. Ähnlich wie im letzten Jahr wurden die Bruten relativ spät begonnen. Trotz - oder vielleicht gerade wegen - eines sehr kalten und nassen Monats Mai, gab es kaum Brutausfälle. So konnten in der Zeit vom 20.05. bis 01.06.10 die Jungen von 13 Bruten (2x Schule, 6x Gipswerk, 3x Kirche, 1x Bauhof und 1x Harzungen), insgesamt 42 Jungdohlen beringt werden.

Mit einem Durchschnitt von 3,23 juv./erfolgreiche Brut bzw. 3,0 juv./ begonnene Brut war der Bruterfolg ähnlich hoch wie im letzten Jahr. Besonders positiv war dabei das Verhältnis zu den begonnenen Bruten, da es kaum Brutausfälle gab.

Mehlschwalbe und Mauersegler:

Im vierten Jahr der Beringungsaktion bei den Mehlschwalben in Ilfeld-Wiegersdorf stand natürlich wieder die Frage der Wiederfänge im Vordergrund. Seit Beginn der Beringungsaktion konnten insgesamt 460 Mehlschwalben beringt werden, darunter 325 Nestlinge, von denen ein Teil in die Brutkolonie zurück kehrt.

Rainer Peix hatte im letzten Herbst den Umfang der Kunstnester nochmals um 10 Nester erweitert, so dass jetzt 42 Kunstnester von den Mehlschwalben genutzt werden können. In einer ersten Fangaktion am 19.06. wurden wie in den voran gegangenen Jahren die Eingänge zu den Kunstnestern ab 3:00 Uhr mit Schaumstoffklötzchen verstopft (Abb. 4).

Leider gelang es uns am ersten Morgen nicht, alle Altvögel in den Nestern zu fangen. Trotz Verwendung von Schaumstoffklötzchen und möglichst lautlosem Anlegen der Leiter flogen aus einigen Nestern die Vögel bei völliger Dunkelheit ab. Um dennoch alle Altvögel zu fangen, mussten 2010 nochmals zwei Fangaktionen an den folgenden Wochenenden gemacht werden. Trotzdem sind uns wohl einige Brutvögel durch die Lappen gegangen.

Von den 42 angebrachten Kunstnestern waren in dieser Zeit 35 Nester belegt. Dabei konnten insgesamt 69 adulte Mehlschwalben in den Nestern gefangen werden. Bemerkenswert war, dass von diesen Vögeln bereits 38 (55,1%) einen Ring aus den Vorjahren trugen. Darunter waren 24 Vögel, die wir als Nestlinge in den Vorjahren in der Brutkolonie beringt hatten.

Das Geschlechterverhältnis bei den Wiederfängen fiel wiederum eindeutig zugunsten der Männchen aus (25:12), das heißt ca. 68% der Wiederfänge waren Männchen. Betrachtet man auch die Ergebnisse aus den Vorjahren, so zeigt sich, dass die Männchen eine wesentlich stärkere Bindung an ihren Brut- bzw. Geburtsplatz haben. Ein ganz besonderer Vogel ist das Männchen VE 70716, das am 16.06.2007 als Altvogel beringt wurde und demzufolge 2010 im 5. Lebensjahr war. Außerdem konnten wir diesen Vogel in den letzten drei Jahren jeweils im gleichen Nest (Nr. 4) wieder fangen. Eine sehr bemerkenswerte Brutplatztreue!!

Auch 2010 lag der Bruterfolg unter dem Durchschnitt. Bei den 28 erfolgreichen Erstbruten erreichten 82 Nestlinge (Ø 2,89 juv./Brut) ein beringungsfähiges Alter. Der Zeitraum der Beringung dieser Erstbruten erstreckte sich bis zum 04.08., als einige Paare die zweite Brut bereits begonnen hatten. Von den insgesamt 18 Zweitbruten blieb aber leider nicht viel übrig. Die sehr kalte und regenreiche Witterung im August sorgte dafür, dass nur 6 Zweitbruten erfolgreich verliefen, bei denen nur 13 Nestlinge flügge wurden. Somit konnten 2010 nur 95 junge Mehlschwalben beringt werden, obwohl mehr Bruten (sowohl Erst- als auch Zweitbruten) als im Jahr zuvor begonnen wurden.

Dass es bei den Beringungen auch ganz überraschende Momente geben kann, zeigte sich, als wir am 03.09.10 die letzten Zweitbruten beringten. In einem der Nester lag neben den beiden fast flüggen Mehlschwalben ein toter, flavistisch gefärbter (Alt)vogel (Abb. 5). Außerdem suchten vor allem bei Regenwetter flügge Jungvögel die Nester auf, die nicht aus der Brutkolonie stammen konnten. So wurden zusätzlich 4 diesjährige Schwalben, die wohl in der näheren Umgebung ausflogen, gefangen und beringt.

Bei den Mauerseglern setzten wir die gemachten Erfahrungen konsequent um. Vor dem 05. Juli wurden die Nestboxen nicht inspiziert, sondern nur beobachtet, welche Nester angeflogen wurden. Ähnlich wie bei den Mehlschwalben wurden deshalb erst am 09.07. die Einfluglöcher der Nestboxen ab 3:00 Uhr verschlossen. Anwesend war ein neues Paar ohne Gelege sowie eine Brut mit 2 Eiern, die später verlassen war und sechs weitere Bruten mit pulli. Bei diesen erfolgreichen Bruten wurden 2x1, 2x2 und 2x3 (Ø 2,0) Jungsegler flügge, die am 23.07. beringt wurden. Von den 15 kontrollierten Altvögeln trugen 9 einen Ring aus den Vorjahren, wobei 3 Vögel in allen Jahren seit 2007 als Brutvogel anwesend waren. Zwei Paare siedelten sich neu in der Kolonie an, das heißt keiner der beiden Brutvögel war bereits beringt gewesen.

Während der Fangaktion wurden auch bei jeweils einem der Brutpartner nach vorheriger tierschutzrechtlicher Genehmigung Federproben genommen. Damit sollte die Frage nach dem Geschlecht der Vögel beantwortet werden, die jährlich immer die gleichen Nestboxen aufsuchen. Leider konnte die Frage nicht beantwortet werden, da die durchgeführten DNA-Tests im veterinärmedizinischen Labor der Uni Leipzig keinen Befund lieferten. Wir wollen aber auf jedem Fall an dieser spannenden Frage dran bleiben und gemeinsam mit dem Labor eine Lösung finden.

Als nüchternes Ergebnis des Beringungsjahres bleibt festzuhalten: Es wurden 218 Vögel in 5 Arten beringt. Die Zahl liegt natürlich deutlich unter der aus den letzten Jahren, was aber dem Ausfall der Beringungen an den Steinbrücker Teichen geschuldet ist. Hinzu kamen 51 Wiederfänge aus den Vorjahren, wozu insbesondere die Mehlschwalben mit 38 Wiederfängen beitrugen.

Schließlich möchte ich mich bei allen bedanken, die mir bei der Vorbereitung und Umsetzung der Beringungsaktionen geholfen haben. 2010 waren das Herbert Buchholz und Julius Clauß sowie wiederum ganz besonders Eckehard Höpfner, der speziell mit viel Akribie die Datenerfassung bei den Mehlschwalben unterstützt hat.

MANFRED WAGNER

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