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Beobachtungen an einem künstlichen Eisvogelbrutplatz

Bei Niedersachswerfen befindet sich ein Feuchtgebiet mit Gräben und mehreren Teichen sowie den aus dem Harz kommenden Gebirgsbach "Bere", in denen es viele Kleinfische gibt (Bild 01).
Es ist ein ideales Jagdgebiet für Eisvögel, jedoch fehlen geeignete steile Uferböschungen für Brutröhren.
Julius Clauß hatte 2012 die Idee, in diesem Feuchtgebiet einen künstlichen Eisvogelbrutplatz anzulegen. Zur Umsetzung seiner Idee fand er an einem durch ein Grundstück fließenden Bach dafür eine geeignete Stelle (Bild 02).
Von dem Grundstückseigentümer und der Unteren Naturschutzbehörde holte er sich die Zustimmung für die Errichtung eines künstlichen Brutplatzes ein.
Der Naturpark Südharz übernahm die Tiefbaukosten.

Im März 2013 wurde der künstliche Eisvogelbrutplatz von einer Tiefbaufirma errichtet (Bild 03). Leider wurde im April 2013 durch ein Starkregen der obere Teil des Eisvogelbrutplatzes weggeschwemmt (Bild 04).

Julius Clauß und Herbert Buchholz bauten in mühevoller Handarbeit die künstliche Steilwand wieder auf (Bild 05). Mit einer Schalung wurde die errichtete Steilwand bis zum Frühjahr 2014 gesichert. Obwohl die Schalung noch stand, grub am 11.03.2014 ein Eisvogel schon eine Brutröhre in die künstliche Steilwand (Bild 06).

Etwa vom 11.04. bis 30.04.2014 brütete erstmals ein Eisvogelpaar in der Brutröhre des künstlichen Eisvogelbrutplatzes (Bild 07: links Männchen und rechts Weibchen). Die Nestlingszeit begann etwa am 01.05.2014. Leider wurde am 15.05.2014 festgestellt, dass sich 6 tote junge Eisvögel in der Brutröhre befanden, die wir sofort entfernten (Bild 08). Die Todesursache der Jungvögel konnte nicht ermittelt werden.

Ab etwa 30.05.2014 brüteten die Eisvögel erneut und am 14.07.2014 flogen 6 Jungvögel der Zweitbrut aus. Aus einem 10 m entfernten Tarnzelt konnten viele Bilder von den Altvögeln mit Kleinfischen im Schnabel aufgenommen werden (Bild 09). Die Mehrzahl der Kleinfische waren junge Forellen.

Eine dritte Brut begann etwa ab 25.07.2014 und endete am 07.09.2014 mit dem Ausfliegen von weiteren 6 Jungvögeln. Während der ganzen Zeit der dritten Brut war in 3 m Abstand vor der Brutröhre eine Wildkamera (Fotofalle) des Typs Denver WCT-5003 aus Dänemark (70 €) in Betrieb (Bild 10). Diese Wildkamera war so eingestellt, dass bei jeder Auslösung hintereinander 9 Bilder und ein 30 s langes Video aufgenommen wurden. Die lange Auslösezeit der Wildkamera von 1 s hatte zur Folge, dass bei über 50 % der Auslösungen kein Eisvogel auf den Bildern zu sehen war, da die Einflugs- und Ausflugszeiten unter 1 s lagen. Besser wäre der Einsatz einer Wildkamera mit 0,2 s Auslösezeit gewesen.

Wenn das Brutpaar abwesend war, saßen regelmäßig fremde Eisvögel (Jungvögel) als "Spanner" vor der Brutröhre (Bild 11). Bei der Wiederkehr der Altvögel wurden diese sofort verjagt.

Am Ende der Nestlingszeit wurden die Jungvögel (Bild 13: Jungvögel 1 Tag vor dem Ausfliegen) mit immer größeren Kleinfischen gefüttert (Bild 12).

In der Tabelle 1 sind alle Auslösungen der Wildkamera (abzüglich fremd verursachter Auslösungen, z.B. durch "Spanner") in der Nestlingszeit der dritten Brut aufgelistet. Die Auslösungen dürften in etwa der Anzahl der Fütterungen durch die Altvögel entsprechen.

Als Fazit kann gesagt werden, wenn Gewässer mit genügend Kleinfischen vorhanden sind, lohnt sich die Errichtung von künstlichen Steilwänden. Diese werden von den Eisvögeln mit großer Sicherheit als Brutplatz angenommen.

HERBERT BUCHHOLZ und JULIUS CLAUß


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