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Das Beringungsjahr 2011

So wie in den voran gegangenen Jahren konnten 2011 die begonnenen Beringungsvorhaben weitergeführt werden, allerdings mit unterschiedlichen Ausgangssituationen bzw. Ergebnissen.
Da in den letzten beiden Jahren nur wenige oder keine Kleinvögel an den Steinbrücker Teichen gefangen wurden, war die Wahrscheinlichkeit gering, Rückmeldungen von anderen Orten zu bekommen, was sich auch bestätigte.

Dem gegenüber konnten aber einige "fremde" Ringvögel gefangen werden. Dazu zählte der bei Seidewitz am 10.07.11 nestjung beringte Eisvogel SA 33335 (Bild 1) sowie zwei Teichrohrsänger, die einige Tage zuvor am Helmestausee ihren Ring erhielten.

Der Winter 2010/2011, der bereits im Dezember sehr schneereich war, zeigte deutliche Auswirkungen auf die Brutpopulation einiger Vogelarten. Während des Winters kam es offenbar zu einem Zusammenbruch der Kleinsäugerpopulationen, der sich sowohl in den Feld- und Grünlandgebieten als auch in den Wäldern des Südharzes zeigte. Hinsichtlich der Beringungsarbeiten waren davon besonders Rauhfußkauz und Schleiereule, aber auch der Turmfalke betroffen. Bestätigt wurde diese Einschätzung durch die deutlich geringere Anzahl gefundener Bruten einiger Mäusejäger, wie Waldkauz oder Mäusebussard.

Rauhfußkauz: Im letzten Jahr konnten keine Rauhfußkäuze gefangen oder beringt werden. Grund dafür war, dass es in allen uns bekannten Revieren keine Bruten gab. Dieses Novum - einen Totalausfall beim Brutgeschehen - trat bisher nicht auf!! In den benachbarten Gebieten im Westharz war die Situation vergleichbar. Auch hier kam es laut Informationen von Dr. O. Schwerdtfeger, Osterode, zu einem gravierenden Rückgang der Brutpopulation.

Wie eingangs erwähnt, brach im Verlauf des Winters die Kleinsäugerpopulation im Südharz vermutlich komplett zusammen. Dieser extreme Nahrungsmangel führte sogar dazu, dass in den Revieren kein Balzgesang zu hören war. Bleibt uns nur die Hoffnung, dass nicht alle Käuze abgewandert sind und im nächsten Jahr wieder einige Bruten stattfinden.

Dohle und Turmfalke: Der positive Trend in der Bestandsentwicklung bei den Dohlen und damit auch bei deren Beringung hielt auch 2011 weiter an. In Niedersachswerfen und Harzungen waren im Frühjahr fast alle angebrachten Nistkästen belegt. Julius Clauß und Herbert Buchholz hatten in Harzungen einen weiteren Kasten angebracht, der auch gleich angenommen wurde. Insgesamt wurden in Niedersachswerfen 17 (3x Kirche, 11x Gipswerk, 2x Bauhof und 1x Schule) und in Harzungen 2 Bruten begonnen.

Leider wurden im Gipswerk 4 Bruten nachweislich vom Marder geplündert, so dass letztendlich 15 Bruten erfolgreich verliefen.
Die Zahl flügger Jungvögel lag wiederum über der in den letzten Jahren, da es bei allen nicht geplünderten Bruten kaum zu Verlusten an Jungvögeln gab.
So konnten in der Zeit vom 21.05. bis 28.05. insgesamt 57 Jungdohlen (4 x 3, 10 x 4, 1 x 5 juv.) beringt werden. Mit einem Durchschnitt von 3,8 juv./ erfolgreiche Brut bzw. 3,0 juv./ begonnene Brut war der Bruterfolg
nochmals etwas höher als in den letzten beiden Jahren.

Erfreulich in der Bestandsentwicklung war der Nachweis von weiteren erfolgreichen Bruten im Landreis.

So waren die in Windehausen, Trebra und Rüxleben angebrachten Nistkästen für Schleiereulen oder Turmfalken durch Dohlen belegt. Begünstigt wurden diese Ansiedlungen vermutlich durch die wesentlich geringere Anzahl von Turmfalkenbruten gegenüber den letzten Jahren. Deshalb konnten nur zwei Bruten in Uthleben und Liebenrode mit 6 bzw. 4 Jungen beringt werden. Die weiteren - erst im Juni/Juli begonnenen Bruten - blieben erfolglos.

Mehlschwalbe und Mauersegler:
Im fünften Jahr der Beringungsaktion bei Mehlschwalben und Mauerseglern in IlfeldWiegersdorf stand natürlich wieder die Frage der Wiederfänge im Vordergrund. Bei den Mehlschwalben war 2011 das erfolgreichste Jahr seit Beginn der Beringungen. Da wir alle Erst- und Zweitbruten komplett beringen konnten, erhielten 247 Mehlschwalben, darunter 210 Nestlinge und 37 Altvögel einen Hiddensee-Ring.
Damit wurden seit 2007 708 Mehlschwalben beringt (535 Nestlinge und 173 Altvögel).

In der nächtlichen Fangaktion am 11.06. wurden die Eingänge zu den Kunstnestern wie in den Vorjahren ab 3:00 Uhr mit Schaumstoffklötzchen verstopft. In diesem Jahr gelang uns diese Aktion, ohne dass Altvögel aus den Nestern flogen. Von den 42 angebrachten Kunstnestern waren an diesem Morgen 41 Nester belegt. In zwei Nestern hielt sich dabei nur ein Brutpartner auf und in einem Nest gelang es den Brutvögeln, den Schaumstoffklotz herauszudrücken, den wir wohl nicht richtig fixiert hatten. So konnten am 11.06. insgesamt 78 adulte Mehlschwalben gefangen werden, von denen bereits 45 (57,7%) einen Ring aus den Vorjahren trugen. Hinzu kamen 4 Wiederfänge, von denen 3 Mitte Juli im Rahmen der Kontrolle der Zweitbruten gelangen.

Diese 3 Altvögel waren demzufolge definitiv erst in der Zweitbrutphase in die Brutkolonie zurückgekehrt. Unter den insgesamt 49 Wiederfängen waren 35 Vögel (71,4%), die wir als Nestlinge seit 2007 in der Brutkolonie beringt hatten. Das Geschlechterverhältnis bei den Wiederfängen fiel wiederum zugunsten der Männchen aus (28:21), wenn auch nicht so deutlich wie in den Vorjahren.

Demzufolge waren 57,1% der wieder gefangenen Vögel Männchen und 42,9% Weibchen. Zudem zeigte sich, dass die ältesten Vögel in der Brutkolonie 2 Männchen waren, die sich im 5. Lebensjahr befanden (2007 als Nestling beringt). Hinzu kam ein Männchen, das 2008 als Altvogel gefangen wurde und sich 2011 demzufolge mindestens im 5. Lebensjahr befand.

Nicht nur die Anzahl von Erst- und Zweitbruten war 2011 sehr erfreulich, auch der Bruterfolg war gegenüber den letzten beiden Jahren deutlich besser. Bei den 38 erfolgreichen Erstbruten erreichten 134 Nestlinge (Ø 3,53 juv./Brut) ein beringungsfähiges Alter. Der Zeitraum der Beringung dieser Erstbruten erstreckte sich bis zum 22.07., als einige der Paare schon die zweite Brut begonnen hatten. Nur 3 von 29 Zweitbruten gingen verloren. Bei den 26 erfolgreichen Zweitbruten erreichten 75 Nestlinge (Ø 2,88 juv./Brut) ein beringungsfähiges Alter. Mehrfach konnten wir dabei registrieren, dass sich flügge Jungvögel der ersten Brut während der Zweitbrut in ihren Geburtsnestern aufhielten.

Besonderheiten gibt es während der Beringungsaktionen auch immer. Dazu zählte, dass wir 4 junge Mehlschwalben als Adoptivkinder in die Nester setzten, die Familie Schirmer aufopferungsvoll aufgezogen hatten, nachdem ihr Nest in Wülfingerode abgestürzt war. Am 19.08. fanden wir in Nest 16 einen fehlfarbenen Nestling (Bild 4), bei dem die normalerweise schwarzen Gefiederpartien hell grau gefärbt waren. Dennoch flog dieser Nestling mit seinen beiden "normalen" Geschwistern aus und konnte später in einem benachbarten Nest kontrolliert werden. Eine weitere Besonderheit war das Brutpaar VF 55847 und VF 55848 im Nest 18. Diese Vögel waren am 09.07.2010 als Nestlinge im Nest 23 beringt worden. Aus dieser wohl eher zufälligen "Geschwisterliebe" gingen zwei flügge Jungvögel hervor.

Bei den Mauerseglern hielten wir uns an die selbst gesetzten Regeln und inspizierten die Nestboxen nicht vor dem 05. Juli. Ähnlich wie bei den Mehlschwalben wurden deshalb erst am 16.07. - noch später als im letzten Jahr - die Einfluglöcher der Nestboxen ab 3:00 Uhr verschlossen. Dieser späte Termin war optimal, konnten wir doch an diesem Tag sowohl die Altvögel kontrollieren als auch alle Nestlinge beringen. Von den angebrachten Nestboxen waren zu diesem Termin 9 Boxen belegt, wobei 15 Altvögel anwesend waren und von diesen 13 einen Ring aus den Vorjahren trugen. Spitzenreiter dabei ist der Vogel SA 23409, der in jedem Jahr seit 2007 in Box 2 angetroffen wurde
(siehe unten).

















Neben den 7 erfolgreichen Bruten mit 2x1, 1x2 und 4x3 (Ø 2,3) Jungen, blieb eine Brut erfolglos und eine Brut wurde sehr spät begonnen, die ebenfalls erfolglos war. Ähnlich sind die Daten beim Vogel SA 23414, der seit 2007 in der Kolonie brütet. Obwohl wir bei diesem Mauersegler im letzten Jahr zweimal Material für die Geschlechtsbestimmung nahmen, hat er die Eingriffe ohne Schaden verkraftet und ist wiederum in die Brutkolonie zurückgekehrt. Nun wissen wir auch, dass es sich um ein ……….. handelt. Da die Federproben, die im veterinärmedizinischen Labor der Uni Leipzig 2010 keinen Befund lieferten, in einem anderen Institut in Bielefeld erfolgreich analysiert werden konnten, ist nunmehr klar, welche Vögel - Männchen oder Weibchen - in jedem Jahr immer die gleichen Nestboxen aufsuchen. Die Antwort lautet: ………. (das soll in einer Publikation in der Fachliteratur erfolgen!!).

Kleinvogelfang an den Steinbrücker Teichen: An den Steinbrücker Teichen wurde in diesem Jahr wieder im Frühjahr und Spätsommer gefangen. Am letzten Aprilwochenende (29.04.-01.05.) wurde in den Schilfschneisen vom Vorjahr gefangen, obwohl dort das Wasser recht hoch in den Schneisen stand (Bild 5).

































Der Fangerfolg in den letzten Apriltagen war recht schlecht, da vor allem ab 30.04. ein starker und kalter Ostwind wehte. Trotz des relativ frühen Termins waren schon mehr Schilfbewohner aus dem Winterquartier zurückgekehrt als in anderen Jahren. So konnten bereits mehrere Teich- und Schilfrohrsänger sowie 2 Drosselrohrsänger gefangen werden. Die Spätsommeraktion, die aus beruflichen Gründen erst vom 10. bis 14.09. erfolgen konnte, brachte recht unterschiedliche Ergebnisse und Ereignisse. Auf Grund des vergleichsweise späten Termins als auch etwas geänderter Netzstandorte sah das Artenspektrum anders aus als in den Vorjahren. Auf dem Mitteldamm wurde kein Netz gestellt, sondern alle Netze standen in den Schilfschneisen, um vor allem die dortigen Arten zu fangen. Deshalb kam es nur zu Zufalls-fängen, beispielsweise von Grasmücken im Schilf. Außerdem wurde 2011 versucht, an zwei Plätzen die häufig zu hörenden Wasserrallen zu fangen, was allerdings während der wenigen Fangtage und wegen der geringen Zahl von Fangplätzen wenig Erfolg brachte.
























In der Tabelle sind die Fangergebnisse an den Teichen Steinbrücken gelb markiert. Möglicherweise auf Grund des späteren Fangtermins waren die Zahlen insgesamt geringer als in den Vorjahren. Es gab aber auch noch einen weiteren Grund, doch dazu komme ich noch.

Erfreulicherweise hat die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe die Mehrzahl der Flurstücke, auf denen die Teiche bei Steinbrücken liegen, erworben und dem NABU-Kreisverband Nordhausen die Betreuung des Gebietes übertragen. Somit ist nun der Status als Naturschutzfläche gesichert.

Zu Beginn der Fangaktion am 10.09. herrschte warmes und sehr schwüles Wetter. Am ersten Tag konnten mehr als 50 Vögel gefangen und beringt werden. Die interessantesten Fänge gelangen wiederum im 7m-Netz an der Schlammkante im Westbecken (Bild 5), wo inzwischen ein dauerhafter Steg gebaut wurde. So gingen hier u.a. mehrere Schilfrohrsänger, ein später Grauschnäpper und das Rohrammer-Männchen VF 00722 ins Netz, welches am 25.08.2009 an gleicher Stelle beringt wurde.
Sonstige Wiederfänge aus den letzten Jahren kamen während der Spätsommeraktion nicht hinzu. Insgesamt wurden erwartungsgemäß überwiegend Teichrohrsänger (67 Vögel) und Rohrammern beringt.
Aus familiären Gründen konnte am zweiten Tag nur bis zum späten Vormittag gefangen werden. Doch kurz bevor wir die Netze zusammenschoben, gelang es, aus einem Trupp von ca. 10-12 Vögeln, erstmals Bartmeisen an den Teichen zu fangen (Bild 6). Vermutlich hat die Art 2011 auch dort gebrütet, da seit dem Frühjahr regelmäßig Nachweise vorlagen.

Der Nachmittag des 11.09. brachte ein markantes Ereignis, welches auch die nächsten Fangtage beeinflusste. Ein schweres Unwetter mit 1-2 cm großen Hagelkörnern und orkanartigem Wind zog über die Region (die Hagelkörner flogen waagerecht!). Zum Glück waren die Netze nicht aufgezogen und wir nicht vor Ort!


























So waren die Schäden an der Ausrüstung nicht so schlimm. Dennoch war unser als Sonnen- und Wetterschutz bewährter Gartenpavillon schwer in Mitleidenschaft gezogen (Bild oben).

Das Unwetter zeigte aber auch Auswirkungen auf den Fangerfolg der nächsten zwei Tage. Es schien so, als ob viele Vögel das Gebiet verlassen hatten oder beim Unwetter umgekommen waren. Deshalb konnten nur noch 10-15 Vögel pro Tag gefangen werden. Darunter war auch eine Wasserralle (Bild 7), die am Fangplatz im Westbecken in die Falle ging.

Mehrfach konnten wir in den frühen Morgenstunden Waschbären in den Schilfschneisen beobachten, die wohl auch negative Auswirkungen auf die im Schilf brütenden Vogelarten haben und eine Gefährdung für gefangene Rallen darstellen können.

Zum Abschluss des Beringungsjahres bleibt festzuhalten: Es wurden 461 Vögel in 22 Arten beringt. Hinzu kamen 63 Wiederfänge aus den Vorjahren, speziell bei den Mehlschwalben und Mauerseglern.

Zu guter Letzt möchte ich mich wiederum bei allen bedanken, die mir bei der Vorbereitung (insbesondere an den Teichen Steinbrücken) und der Umsetzung der Beringungsaktionen geholfen haben. In Sachen Vorbereitung Kleinvogelfang und Dohlenberingung war das 2011 vor allem Julius Clauß. Ganz besonderer Dank auch an Eckehard Höpfner, der wie immer mit sehr viel Akribie - die dabei sehr wichtig ist - den Fang und die Beringung bei den Mehlschwalben und Mauerseglern unterstützt hat. Bei Joachim Scheuer und Peter Höhns möchte ich mich ebenfalls bedanken, die mir als Helfer beim Kleinvogelfang zur Seite standen.

MANFRED WAGNER

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