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Wasservogelzählung im Landkreis Nordhausen

Schon mehr als drei Jahrzehnte beteiligen sich Ornithologen aus Nordhausen an den von der UNESCO für die Nordhalbkugel organisierten Wasservogelzählungen des Winterhalbjahres. Da Vögel traditionell die am intensivsten erforschte Wirbeltierklasse sind und vielfach sehr ähnliche Ansprüche wie wir Menschen an die Umwelt stellen, dienen die dabei gewonnen Erkenntnisse oftmals als aussagekräftige Indikatoren für den Zustand der untersuchten Gebiete. Andererseits helfen solche Zählungen auch, den Verlauf und ebenso damit verbundene Veränderungen in Zahlen und Verhalten der verschiedenen Wasservogelarten zu erkennen und verfolgen.




1 Helmestausee Berga/Kelbra

2 Aulebener Ried einschließlich Fischteiche

3 Kiesseen bei Bielen, Sundhausen, Heringen

4 Zorge von Stadtmitte bis an die Kiesseen

5 Zorge von Stadtmitte bis nahe
   Niedersachswerfen

6 Güllebecken bei Steinbrücken

7 Schiedungener Teich.



Im Kreis Nordhausen werden regelmäßig 7 Gewässerbereiche kontrolliert. Zählmonate sind der Oktober bis März, wobei als Termin derjenige Sonntag festgelegt ist, der dem 15. am nächsten kommt (Abweichungstoleranz plus/minus 3 Tage).

Bielener Kisseen Als Zielarten gab die Zentrale die Wasservögel im engsten Sinne des Worte vor:
Anatiden (d.h. Schwäne, Gänse, Enten), Reiher und Rallen.

Zur Abrundung der Kenntnisse für die heimische Vogelwelt haben die Nordhäuser Ornithologen von jeher jedoch alle Vogelarten erfasst, die sich in Gewässernähe aufhielten. Sie gewannen dabei eine Reihe äußerst aufschlussreicher Erkenntnisse: z. B. verbleiben viel mehr Rohrammern im Gebiet, als dies die Fachliteratur bisher angab.

Singschwan und Stockenten (Foto von H.Buchholz) Die Verlaufskurven verschiedener Arten zeigten auf Grund langjähriger Kontrollen große Widersprüche. Während Rot-kehlchenbeobachtungen in Parabelform bis Februar kontinuierlich abnehmen,zeigen Dompfaffen und Stieglitze durch Zuzug aus Nord und Ost bedingt ein genau entgegengesetztes Bild!

Der Biotopreichtum des Kreises Nordhausen einerseits und eine Zugstraße am Südharzrand längs der Helme und der Wipper andererseits ermöglichten im Erfassungszeitraum nicht nur den Nachweis aller im Binnenland zu erwartenden Wasservogelarten, sondern darüber hinaus auch gehäufte Beobachtungen absoluter Seltenheiten.

Allein bei Enten wurden mehr als 20 Arten gesichtet. Der Durchzug und die Rast von Gänsen und Kranichen zeigt immer noch ansteigende Tendenzen.
Gleiches gilt aber auch für solch immer wieder faszinierende Arten wie die Greifvögel. Seeadler, Rauhfußbussarde, Kornweihen und Merlinfalken sind regelmäßige Wintergäste. Selbst Steinadler und Gerfalken gelangten zur Beobachtung.

Die verbesserte optische Ausrüstung verhalf dabei zu weiteren Erkenntnissen. So konnten durch Ringablesungen bei rastenden Schwänen, Gänsen, Kranichen und Störchen deren Herkunftsland und momentanes Alter nachgewiesen werden.

Aufschlussreich ist auch immer wieder die witterungsabhängige Verlagerung der Durchzugs- und Rastbiotope: Bei milder Witterung sind die Schlammflächen der künstlichen Gewässer (Stausee, Fischteiche u. Abwasserflächen) Hauptanziehungspunkte. Bei zunehmendem Frost konzentriert sich das Zuggeschehen auf die an sich nahrungsarmen Kiesseen. Bei anhaltenden Frösten nehmen die Nachweise von Wasseramseln, Eisvögeln und Gebirgsstelzen an der Zorge spürbar zu.

Nach der Zusammenfassung der gewonnenen Daten aus den 6 Zählmonaten in London entstehen regelrechte Generalstabskarten für den Frontenverlauf des jeweiligen Vogelzugs. Auf diese Art und Weise wird sogar die für manche Zähler nur schwer nachvollziehbare, aber gewissenhaft erstellte Einbringung von Nullnachweisen bedeutungsvoll!

MANFRED WAGNER



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