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Das Beringungsjahr 2013


Im vergangenen Jahr 2013 konnten einige geplante Vorhaben nicht umgesetzt werden, da bei mir ab April anhaltende gesundheitliche Probleme nach einer Operation zu bewältigen waren. So konnten die Beringungsaktionen an den Steinbrücker Teichen im Frühjahr und im Spätsommer nicht stattfinden. Dennoch haben wir versucht, vor allem die längerfristig angelegten Vorhaben bei Rauhfußkauz, Dohle, Mehlschwalbe und Mauersegler in gewohnter Art und Weise weiterzuführen.
Wesentlichen Einfluss auf die Beringung hatte aber auch das Wetter. Sowohl der überaus lange und kalte Winter 2012/ 2013 als auch die sehr nasse und kalte Witterung ab der 2. Maidekade führten zu merklichen Brutausfällen. Hinzu kam für die Mäusejäger, dass die im Vorjahr so starke Mäusepopulation nahezu völlig zusammengebrochen war. So fanden nur wenige Turmfalken- und überhaupt keine Schleiereulenbruten im Kreisgebiet statt.

Die Teilnahme am Praxisseminar "Greifvogelfang" war wieder sehr aufschlussreich. Am 12.01. hatten wir wesentlich bessere Voraussetzungen als im Vorjahr.

Bei leichtem Frost, sonnigem Wetter und einer dünnen Schneedecke waren die Bedingungen ideal zum Fangen. Das Praxisseminar verlief recht erfolgreich, obwohl wir leider nur zwei Mäusebussarde (Bild 1), einen Turmfalken und wieder einen Raubwürger (Bild 2) fangen konnten. Beeindruckend war vor allem, aus welcher großen Entfernung die als Köder verwendeten Mäuse wahrgenommen wurden. In vielen Fällen waren das mehr 100 Meter. Erleichtert wurde dieses Vorhaben natürlich auch durch die vorhandene Schneedecke, auf der die Mäuse relativ leicht erkannt werden konnten.

Rauhfußkauz: Obwohl bis Anfang Februar bei Kontrollgängen im Südharz zahlreiche Mäusespuren im Schnee zu finden waren, konnten wir ab Anfang März keinerlei Balzgesang und auch keinen besetzten Nistkasten finden. Erschwert wurde die Suche nach besetzten Revieren auch durch die bis Anfang April sehr hohe Schneelage, durch die einige Reviere nicht erreichbar waren. Offenbar war im Verlauf des Winters die Mäusepopulation - wieder einmal seit kürzester Zeit - zusammengebrochen. Den häufig zitierten 4-Jahres-Zyklus bei den Kleinsäugern gibt es in unseren Gebieten mit Sicherheit nicht. Nach dem Totalausfall 2011 und dem Gradationsjahr 2012, wo an vielen Plätzen Rauhfußkäuze sangen, gab es innerhalb von nur zwei Jahren wiederum fast einen Totalausfall, was sich insgesamt negativ auf die Rauhfußkauzpopulation im Harz auswirken dürfte.

So konnten auch keine Fangversuche für die Männchen gestartet werden. Es dauerte bis Anfang Mai, bis endlich ein Nistkasten besetzt war. In einem im Vorjahr neu angebrachten Kasten nördlich von Rothesütte wurde am 06.05.13 ein 5-er-Gelege gefunden (Bild 3), von dem leider nicht viel übrig blieb (Bild 4).



Dohle und Turmfalke: Einen weiteren Zuwachs gab es bei den Dohlenbruten wiederum in Niedersachswerfen und Umgebung. Julius Clauß hatte im Winter sowohl im Gipswerk als auch in Harzungen erneut einige neue Nistkästen angebracht, die fast alle sofort angenommen wurden.

Der lange Winter 2012/13 zeigte auch bei den Dohlen Auswirkungen. Erst nachdem der Winter in der 2. Aprildekade gewichen war, begannen die Dohlen mit dem Brutgeschäft ab Mitte April. Offenbar hatte der Winter auch Einfluss auf die Brutkondition der Dohlen. So war die Gelegegröße deutlich geringer als in den letzten Jahren; 5er- oder 6er-Gelege kamen überhaupt nicht vor.

In Niedersachswerfen wurden 22 Bruten begonnen (2x Schule, 3x Kirche, 14x Gipswerk, 3x Bauhof), von denen 20 erfolgreich verliefen. Hinzu kamen fünf erfolgreiche Bruten in Harzungen. Begonnen hatten wir 2010 mit der ersten Brut in Harzungen.

Die Zahl flügger Jungvögel stieg insgesamt weiter an, was auf den erfolgreichen Verlauf der meisten Bruten zurück geführt werden kann. Im Gipswerk gab es lediglich zwei Brutausfälle, alle anderen Bruten waren erfolgreich, obwohl bei den meisten Bruten die jüngsten Nestlinge nicht überlebten.


So konnten in der Zeit vom 29.05. bis 14.06.13 - ca. zwei Wochen später als in den letzten Jahren - die Jungen von 25 Bruten (2x Schule, 12x Gipswerk, 3x Kirche, 3x Bauhof und 5x Harzungen), insgesamt 66 Jungdohlen beringt werden. Mit einem Durchschnitt von 2,64 juv./erfolgreiche Brut bzw. 2,47 juv./ begonnene Brut war der Bruterfolg deutlich schlechter als in den letzten Jahren, liegt aber im Vergleich mit anderen Gebieten noch im Durchschnitt. Im Einzelnen erreichten 2x1, 10x2, 8x3 und 5x4 Jungdohlen ein beringungsfähiges Alter.

Eigentlich sollten keine jungen Turmfalken beringt werden, doch auf Bitten von Ulli Hanstein wurden dann wenigsten die zwei überlebenden Jungfalken der Brut in der Kirche Kleinbodungen beringt. Da die Nahrungssituation sehr kritisch war, hatte Frau Spielmann - die neben der Kirche wohnt - jeden Tag beobachtet, dass die Altvögel oft ohne Beute anflogen. Da bereits von den ursprünglich 5 Nestlingen 3 tot aufgefunden wurden, fütterte Frau Spielmann täglich zu. So konnten wenigstens die beiden kräftigten Jungfalken überleben und ausfliegen. Als Dank dafür habe ich deshalb die beiden Jungfalken beringt.

Mehlschwalbe und Mauersegler:

Im siebten Jahr der Beringungsaktion bei den Mehlschwalben in Ilfeld-Wiegersdorf stand natürlich wieder die Frage der Wiederfänge im Vordergrund. Seit Beginn der Beringungsaktion konnten insgesamt 1135 Mehlschwalben beringt werden, darunter 915 Nestlinge, von denen ein Teil häufig in die Brutkolonie zurück kehrt. Mit dem Jahr 2013 soll die Beringungsaktion bei den Mehlschwalben beendet sein, da wir uns kaum neue Erkenntnisse versprechen und die Aktion jedes Mal sehr zeitaufwendig war. Eine Rückmeldung während des Zuges oder aus dem Winterquartier blieb uns trotz der hohen Zahl beringter Mehlschwalben bisher versagt.

Auf Grund der extrem schlechten Witterung ab der 2. Maidekade befürchteten wir eine starke Reduzierung der Mehlschwalbenbruten, doch das Gegenteil war der Fall. Von den 42 angebrachten Kunstnestern waren in dieser Zeit alle Nester belegt, auch wenn in einer Reihe von Nestern noch kein Gelege vorhanden aber trotzdem ein Brutpaar anwesend war.
Während der Fangaktion am 15.06. wurden wie in den voran gegangenen Jahren die Eingänge zu den Kunstnestern ab 3:00 Uhr mit Schaumstoffklötzchen verstopft. Leider gelang es uns wie in den letzen Jahren nicht, alle Altvögel in den Nestern zu fangen. Trotz Verwendung von Schaumstoffklötzchen und möglichst lautlosem Anlegen der Leiter flogen aus einigen Nestern die Vögel bei völliger Dunkelheit ab. Um dennoch noch einige Brutvögel zu fangen wurde die Aktion zur Mauerseglerberingung am 13.07. wiederholt. Trotzdem sind uns wohl einige Brutvögel durch die Lappen gegangen.

Insgesamt konnten dabei 69 adulte Mehlschwalben in den Nestern gefangen werden. Bemerkenswert war, dass von diesen Vögeln bereits 45 (65,2%) einen Ring aus den Vorjahren trugen. Darunter waren 34 Vögel, die wir als Nestlinge in den Vorjahren in der Brutkolonie beringt hatten. Die restlichen 11 hatten in den letzten Jahren ihren Ring als Brutvogel erhalten.

Das Geschlechterverhältnis bei den Wiederfängen fiel wiederum eindeutig zugunsten der Männchen aus (27:18), das heißt ca. 60% der Wiederfänge waren Männchen. Betrachtet man auch die Ergebnisse aus den Vorjahren, so zeigte sich wiederum, dass die Männchen eine wesentlich stärkere Bindung an ihren Brut- bzw. Geburtsplatz haben. So finden sich bei den Männchen auch diejenigen Vögel, die eine besondere Lebensgeschichte haben. Das wird aber erst erkennbar, wenn alle Beringungsdaten am Computer erfasst worden sind. Im Jahr 2013 waren es zwei Fälle, die erwähnt werden müssen.

Ein besonderer Vogel ist das Männchen VE 70891, das am 14.06.2008 als Altvogel beringt wurde. Er wechselte zwar jährlich die Partnerin und auch den Brutplatz, kehrte aber wieder in die Brutkolonie zurück und war 2013 somit mindestens im 7. Lebensjahr. Viel älter geht wohl nicht !! (Details auf der nächsten Seite)


Der zweite interessante Fall war das Männchen VF 00646 (siehe unten), das 2009 in Nest 31 das Licht der Welt erblickte (am 07.07.2009 beringt). In den folgenden drei Jahren konnte es als Brutvogel im Nachbarnest 30 kontrolliert werden. Anschließend kehrte der Vogel 2013 wieder in sein Geburtsnest 31 zurück. Begünstigt wurde dies eventuell, dass sich beide Nester am westlichen Rand der Kolonie befinden und so eine bessere Orientierung bieten. Trotzdem ein besonderer Fall von Brutplatz- bzw. Geburtsortstreue!!


Insgesamt wurden im letzten Jahr 40 Erstbruten relativ spät begonnen, von denen 39 erfolgreich waren. Der Bruterfolg lag wieder über dem vorjährigen. Bei den 39 erfolgreichen Erstbruten erreichten 141 Nestlinge (5x2, 11x3, 16x4, 7x5; Ø 3,64 juv./ erfolgreiche Brut) ein beringungsfähiges Alter.
Darunter war auch die 1000. Mehlschwalbe (Bild 7). Der Zeitraum der Beringung dieser Erstbruten erstreckte sich bis zum 08.08., als einige Paare die zweite Brut bereits begonnen hatten. Auf Grund des recht späten Brutbeginns der Erstbruten erwarteten wir, dass nicht allzuviele Paare ein zweites Mal brüten, doch lag die Quote der Zweitbruten nicht unter der aus den Vorjahren.

Von den insgesamt 23 begonnenen Zweitbruten gingen nur die beiden spätesten verloren, so dass 52 Nestlinge (2x1, 8x2, 10x3, 1x4; Ø 2,48 juv./ erfolgreiche Brut) ein beringungsfähiges Alter erreichten. Die letzten Jungen wurden am 04.09. beringt.

Bei den Mauerseglern hatte die ab Mitte Mai vorherrschende kalte und regnerische Witterung deutliche Auswirkungen. Waren in den Vorjahren immer 8-9 Boxen belegt, so waren es 2013 nur 5 besetzte Boxen. Vor dem 05. Juli wurde wiederum nicht kontrolliert und erst am 13.07. die Einfluglöcher der Nestboxen ab 3:00 Uhr verschlossen. An diesem Morgen konnten 7 Altvögel, die in den letzten Jahren beringt wurden, wieder gefangen werden. Nur in zwei Nestboxen war ein neuer Brutvogel (ohne Ring) anwesend. Bei den 4 erfolgreichen Bruten wurden 1x1 und 3x2 (Ø 1,75) Jungsegler flügge, von denen die ersten am 13.07. und die restlichen am 25.07. beringt wurden. Unter den wieder gefangenen Altvögeln waren 2 Männchen, die ihren Ring 2007 erhalten hatten sowie ein Weibchen aus 2008. Besonders erwähnenswert ist wieder SA 23409, der in allen Jahren seit 2007 als Brutvogel anwesend und damit mindestens im 8. Lebensjahr war (siehe unten).


Dass es mitunter auch tragische Szenen in einer Brutkolonie gibt zeigte folgender Fall:

In Box 5 konnte das Männchen SA 23445 seit 2010 jährlich kontrolliert werden, wurde aber im letzten Jahr durch SA 32650 (neuer Brutvogel) ersetzt. Offenbar muss der Vogel aber versucht haben, seinen alt angestammten Brutplatz zu erobern - mit fatalen Folgen. Am 25.07. fanden wir SA 23445 tot neben den beiden fast flüggen Jungseglern in Box 5.

Als nüchternes Ergebnis des Beringungsjahres bleibt festzuhalten: Es wurden 295 Vögel in 7 Arten beringt. Die Zahl liegt natürlich deutlich unter der aus dem letzten Jahr, was aber dem Ausfall der Beringungen an den Steinbrücker Teichen geschuldet ist. Hinzu kamen 52 Wiederfänge aus den Vorjahren, wozu insbesondere die Mehlschwalben mit 45 Wiederfängen beitrugen.

Schließlich möchte ich mich bei allen bedanken, die mir bei der Vorbereitung und Umsetzung der Beringungsaktionen geholfen haben. 2013 waren das vor allem wieder Julius Clauß (Dohlen) sowie ganz besonders Eckehard Höpfner, der speziell mit viel Akribie die Datenerfassung bei den Mehlschwalben unterstützt hat.

MANFRED WAGNER

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