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Das Beringungsjahr 2007

Angeregt durch die Arbeit der Merseburger Beringer, die seit mehr als 35 Jahren am Helmestausee Berga-Kelbra Vögel beringen, entschloss ich mich, als Beringer im Landkreis Nordhausen tätig zu werden. Nach erfolgreich bestandener Prüfung im September 2006 auf der Greifswalder Oie ist es nun seit fast 20 Jahren wieder möglich, im Gebiet unseres Landkreises Vögel zu fangen und zu beringen.
Die Tabelle unten zeigt die Ergebnisse der Beringung in 2007. Neben der Beringung von Altvögeln und Nestlingen an den Brutplätzen verschiedener Arten bildete der Fang und die Beringung von Kleinvögeln an den Steinbrücker Teichen (gelbe Felder) den Schwerpunkt der diesjährigen Aktionen.

Rauhfußkauz: Als eines der Vorhaben gilt die Beringung von Rauhfußkäuzen im Südharz, die vormals bis Anfang der 1990er Jahre praktiziert eine Reihe interessanter Ergebnisse brachte. Trotz mehrerer singender Männchen konnte im Frühjahr 2007 nur ein besetzter Nistkasten gefunden und das Brutweibchen am 07.04. beringt werden (Abb. 1). Krankheitsbedingt konnten die Jungvögel der Brut nicht beringt werden. Sie waren bei einer Kontrolle Anfang Juni bereits ausgeflogen.

Dohle und Turmfalke: In den angebrachten Dohlennistkästen in Niedersachswerfen fanden 2007 insgesamt 6 Dohlen- und 2 Turmfalkenbruten statt. Die beiden Bruten im Kirchturm wurden ungewöhnlich früh begonnen, so dass bereits am 04.05.07 die ersten 5 Jungdohlen beringt werden konnten (Abb. 2).
Die zweite Brut (4 Junge) folgte am 19.05.07 An diesem Tag flogen die Jungen der ersten Brut aus.

Die deutlich später begonnenen Bruten im Gebäude auf dem Gelände des Steinbruches waren nicht so erfolgreich. Hier konnten zwei Bruten mit
4 bzw. 3 Jungdohlen am 26.05. beringt werden. Bemerkenswert bei den diesjährigen Dohlenbruten war, dass der Bruterfolg mit zunehmend späteren Brutbeginn immer schlechter wurde; die beiden spätesten Gelege gingen vollständig verloren.
Die Turmfalkenbruten in Niedersachswerfen waren überaus erfolgreich. In dem guten Mäusejahr war das Nahrungsangebot reichlich vorhanden. Bei beiden Bruten gingen während der Aufzucht auch keine Nestlinge verloren, so dass am 07.06. in der Kirche 7 !! Junge (kurz vor dem Ausfliegen) und im Steinbruchgelände 6 Junge beringt werden konnten.

Wendehals: Von den von Julius Claus in der Umgebung von Niedersachswerfen angebrachten Nistkästen für Wendehälse war 2007 erstmals ein Kasten besetzt. Nördlich der Flehmüllerseiche bei Krimderode konnten am 19.06. die 6 fast flüggen jungen Wendehälse beringt werden.

Mehlschwalbe u. Mauersegler: Dank der Initiative von Herrn Rainer Peix war es möglich, in größerem Umfang sowohl Nestjunge als auch adulte Mehlschwalben und Mauersegler zu beringen. Auf seinem Grundstück in Ilfeld-Wiegersdorf sind seit mehr als 10 Jahren ca. 40 künstliche Mehlschwalbennester (Abb. 3), 10 Mauersegler-Brutboxen und einige Kunstnester für Rauchschwalben angebracht. Diese Kunstnester bieten die Möglichkeit, ohne Risiken an die Nestlinge zu kommen und gleichzeitig auch die Altvögel zu fangen.
Die besetzten Mehlschwalbennester brachten uns andererseits üble Beschimpfungen und Beleidigungen von einem Nachbarn ein, der sich vom Kot der Schwalbenkolonie so gestört fühlte, dass er sich brüllend auf der Straße mit uns anlegen wollte. Naja, auch solche Leute gibt es noch, leider!!
Von den angebrachten Mehlschwalbennestern waren Ende Mai ca. 30 besetzt. Bis zu dieser Zeit erfolgte auch die Besetzung von 7 Mauersegler-Boxen und die Durchnummerierung der Nester, um später den Überblick zu behalten, wie weit in welchem Nest das Brutgeschehen fortgeschritten war. Bei Mehlschwalben und Mauerseglern ist für den Fang der Altvögel von Vorteil, dass während der Bebrütungs- und Aufzuchtszeit beide Brutpartner die Nacht im Nest verbringen. Mitte Juni ist gewöhnlich ab 4:00 Uhr mit der morgendlichen Dämmerung zu rechnen, so dass vor dieser Zeit mit dem Altvogelfang begonnen werden muss.
In einer ersten Aktion am 16.06. wurden deshalb ab 3:30 Uhr die Nesteingänge bei den Mehlschwalben und Mauerseglern mit Styropor-Klötzchen verstopft, die so dimensioniert sind, dass noch genügend Luft in die Nester gelangen kann und die Altvögel trotzdem nicht entkommen können.

Trotz äußerst vorsichtigem Anlegen der Leiter verließen die Altvögel aus den ersten Nestern bei fast völliger Dunkelheit die Nester. Dies war jedoch nur bei den ersten Nestern der Fall, im weiteren Verlauf blieben die Altvögel in den Nestern und konnten später beringt werden.
Bei der Entnahme der Altvögel wurde auch der Status der Brut kontrolliert, ob schon pulli im Nest waren und ihr Alter geschätzt. In einigen Nestern waren aber auch noch Gelege vorhanden. In der Zeit von 6:00 bis 9:30 Uhr konnten an diesem Tag insgesamt 55 Mehlschwalben beringt werden, darunter bereits 19 Nestlinge (Abb. 4).
In den folgenden Wochen wurden dann - entsprechend dem Brutverlauf - weitere 56 Nestlinge und 3 Altvögel gefangen, so dass insgesamt 75 Nestlinge und 39 adulte Mehlschwalben beringt wurden.
Das Vermessen und Wiegen der Altvögel brachte schon interessante Ergebnisse. So war das Gewicht bei den Weibchen relativ einheitlich. Bei den Männchen dagegen schwankte es deutlich, es gab "große Dürre" und "kleine Dicke".
























Während der ersten Fangaktion am 16.06. nächtigten in den 6 Mauersegler- Boxen an der Straßenseite des Gebäudes jeweils beide Altvögel. So konnten diese 12 Altvögel gefangen und beringt werden. Bei der Beringung zeigte sich, welche enorme Kraft die Mauersegler in ihren kleinen Füßen besitzen und wie nadelspitz die Krallen sind. Die ersten Beringungen gingen demzufolge auch nicht ganz ohne blutige Finger ab.
Der kühle und verregnete Sommer 2007 zeigte auch seine Auswirkungen beim Bruterfolg der Mauersegler. In den 7 besetzten Boxen wurden nur 8 Jungsegler flügge, die im Zeitraum bis zum 13.07. beringt werden konnten. Dazu kam noch ein Altvogel, so dass insgesamt 21 Mauersegler beringt wurden.

Kleinvogelfang an den Steinbrücker Teichen: Kleinvogelfang ist eine aufwendige und vom Wettergott nicht immer begünstigte Angelegenheit!! Dieses Resümee konnte bereits nach der ersten Fangaktion Ende Juli an den Steinbrücker Teichen gezogen werden.
In Vorbereitung der Fangaktionen mussten drei Schneisen für die Netzanlagen in die Schilfgürtel geschlagen werden, was sich als ziemlich schweißtreibend herausstellte.




























Als dann erstmals am 28./29.07.07 gefangen und beringt wurde, spielte das Wetter nicht mit. Völlig durchnässt musste an beiden Tagen der Fang nach einsetzendem und stärker werdendem Regen bereits gegen 9:30 Uhr abgebrochen werden, vor allem im Interesse der gefangenen Vögel. Trotzdem konnten an dem Wochenende 42 Vögel beringt werden, dabei vorwiegend die häufigsten Bewohner der Schilfgebiete - Teichrohrsänger und Rohrammer -, aber auch 2 Feldschwirle und 2 Schilfrohrsänger.
Reich an gesammelten Erfahrungen zur Verbesserung der Ausrüstung und Methodik fiel das erste Fangwochenende im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser!
Die zweite Aktion vom 22. bis 24.08.07 verlief dann wesentlich erfolgreicher und vor allem trockener. So wie bereits im Juli wurden 3 Netze (12 m) im Schilf und 2 Netze (12 u. 7 m) auf dem Damm zwischen den Teichen aufgestellt. Gefangen wurde jeweils von 6:00 bis 12:00 und von 16:00 bis 20:30 Uhr.
Dominierend bei den gefangenen Arten waren wie im Juli Teichrohrsänger und Rohrammer.
Doch zeigte sich auch, dass der Kleinvogelzug schon begann. In den Netzen im Schilf fingen sich u.a. Dorngrasmücken und Neuntöter; im großen Netz auf dem Mitteldamm u.a. Eisvogel, Gartengrasmücken, Waldbaumläufer und Stare. Offensichtlich wechselten auch viele Kleinvögel vom Schilfgürtel im Westbecken in den das Ostbeckens und umgekehrt, so dass auf dem Mitteldamm auch Schilf- und Teichrohrsänger gefangen wurden.
Besonders spannend war die Frage: Fangen wir auch Blaukehlchen? Gebrütet hat die Art mit großer Wahrscheinlichkeit im Westbecken.
Am Abend des ersten Fangtages im August (22.08.07) war es dann so weit. Er folgten am selben Abend noch 2 weitere und am nächsten Tag nochmals 5 Blaukehlchen. Das letzte Blaukehlchen konnte am 24.08.07 am frühen Morgen gefangen werden. Somit gingen uns innerhalb von 2½ Tagen 9 !! Blaukehlchen in die Netze.
Nicht nur in den Netzen im Schilf, sondern auch im großen Netz auf dem Mitteldamm (Abb. 7) wurden die Blaukehlchen gefangen. Vermutlich handelte es sich um einen durchziehenden Trupp, der an den Steinbrücker Teichen für einige Zeit Rast machte. Als Besonderheit konnte ein Rohrammer-Weibchen mit einem Ring der französischen Zentrale "Museum Paris" am Abend des 23.08.07 gefangen werden.



















Als nüchternes Ergebnis des ersten Beringungsjahres bleibt festzuhalten:
Es wurden 293 Vögel in 22 Arten beringt. Für den Auftaktein doch recht gutes Resultat. Bei jeder der einzelnen Beringungsaktionen konnten (und mussten) viele Erfahrungen gesammelt werden. Außerdem sind die Beringungen allein kaum zu machen. Deshalb möchte ich mich zum Schluss bei allen bedanken, die mir bei der Vorbereitung und Umsetzung der Beringungsaktionen tatkräftig geholfen haben. Herbert Buchholz danke ich besonders für die vielen schönen Fotos, die während der Beringungen entstanden.

MANFRED WAGNER

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