Der Vogel des Jahres 2020 - Die Turteltaube
Beamer-Vortrag von Manfred Wagner
Das Vortragsjahr im Verein Nordhäuser Ornithologen wird traditionell mit dem „Vogel des Jahres“ eröffnet.
Und traditionell hält diesen Beitrag unser Vorsitzender Manfred Wagner. So trafen sich am 13. Januar 2020
Interessierte in großer Zahl zur Auftaktveranstaltung im Vereinshaus „Thomas Mann“. Der Raum war bis auf
den letzten Platz gefüllt, und alle waren gespannt, was der Vortrag an Interessantem und Wissenswertem
bringen würde. Über die Turteltaube Ausführliches zu hören, den Vogel des Jahres 2020 kennen zu lernen,
hat wohl viele zum Vortrag gebracht.
In den letzten Jahren waren alle von unseren Mitgliedern gehaltenen Vorträge auf einem hohen Niveau,
die zahlreichen Gäste widerspiegeln das. Wieder ging es um eine Vogelart, die in ihrer Existenz deutlich
bedroht ist. Turteltauben als wärmeliebende Vögel waren und sind in Deutschland nicht sehr häufig. In
seinen Ausführungen erklärte uns Manfred Wagner aber deutlich, wie problematisch die Situation wirklich
ist und wo die Bedrohungen liegen.
Nach allgemeinen Erläuterungen zur Taxonomie wurde auf Verbreitung, Vorkommen und Brutbiologie eingegangen,
bevorzugte Lebensräume und Biotopstrukturen dargestellt. Sehr deutlich und in ausführlicher Form zeigte
der Vortrag auf, welche Faktoren das Brüten und die Nahrungsgrundlage beeinflussen.
Turteltauben sind Zugvögel und als Langstreckenzieher vielen Gefahren auf ihren Zugwegen ausgesetzt. Somit
hat auch das Zuggeschehen wesentlichen Einfluss auf die Bestände. Sicher ist das größte Problem die Jagd!
Obwohl in Deutschland streng geschützt und auf der „Roten Liste“ eingeordnet, darf die Turteltaube in 9
EU-Ländern als Jagdwild geschossen werden. Und das trotz EU-Vogelschutzrichtlinie. Offensichtlich ist die
Richtlinie nicht das Papier wert, auf dem sie geschrieben wurde. Es erhebt sich die Frage, wohin uns das
noch bringen wird. Da die Turteltaube wie alle Tauben nur zwei Eier legt, kann sie die massiven Verluste
durch den Jagddruck nicht ausgleichen.
In sehr anschaulichen Grafiken, Karten und Bildern wurden Hauptvorkommen, Verbreitung und Zugwege dargestellt.
Zahlenmaterial ergänzte diese Informationen. Es demonstrierte die Bestandssituation aber auch die sehr
bedenkliche Bestandsentwicklung. Dabei ging die Sicht vom übergeordneten europäischen Zustand schrittweise zu
den heimischen Verhältnissen in Deutschland. Auf das Vorkommen im Landkreis Nordhausen wurde ausführlich
eingegangen. Hier zeigt sich das gleiche Erscheinungsbild, auch unsere Region macht keine Ausnahme. „Obwohl
unsere Landschaft für die Turteltaube noch gute Voraussetzungen bietet, ist diese wärmeliebende Vogelart
nirgends häufig“, betonte Manfred Wagner. Am allgegenwärtigen Trend des Lebensraumverlustes ändert dies
aber wenig.
„Da die Turteltaube kein Bewohner städtischer Lebensräume ist, kann sie auch nicht in diese Strukturen
ausweichen“, wurde uns erklärt.
An dem großen EU-Rad drehen zu wollen, hat wenig Aussicht auf Erfolg. Nationale Egoismen und politische
Machtinteressen stören sich nicht an einer Turteltaube. In anderen Fällen hat sich das oft genug gezeigt.
Und es hat auch wenig Sinn, über die Landwirte zu schimpfen. Das Gespräch um kleine Lösungen vor Ort ist
gefragt. Miteinander reden um Blühstreifen in den Feldern, Ackerraine und Extensivflächen oder Mähtermine
im Rahmen der Wirtschaftlichkeit mal verschieben. Auch Landwirte sind Unternehmer. Sie arbeiten, damit unsere
Regale in den Märkten gefüllt sind. Das sollten wir nie vergessen!
Der Vortrag über die Turteltaube war wie viele andere wieder auf einem sehr hohen Niveau. Er hat nicht
nur gut informiert, er hat auch nachdenklich gemacht. Es ist leider nicht die erste Vogelart, die mit ihren
Problemen so in einem Vortrag vorgestellt wurde. Was bleibt, ist das beklemmende Gefühl, dass sich die
Probleme addieren und die Frage, wo das alles hinführen soll. Denn als „Vogel des Jahres“ benannt zu
werden, ist leider nicht so etwas wie „Bester Verkäufer des Monats“.
Bleibt noch, Dank zu sagen an Manfred Wagner, der uns diesen informativen Vortragsabend gestaltet hat.


Fotos: verschiedene Autoren
UWE PATZIG
im Namen aller Zuhörer.
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