Exkursion zum Schiedunger Teich
Leitung Jochen Scheuer
Während die „Dunkle Jahreszeit“ meist den Vorträgen vorbehalten ist, lockt das Frühjahr die
Ornithologen wieder hinaus in die Natur. Die Saison der Exkursionen beginnt.
Der unsichere Monat April stellte die Planer der Beobachtungsziele immer wieder vor Rätsel.
Rastplätze durchziehender Wasservögel sind oft eine sichere Bank - Enttäuschungen vor Ort eingeschlossen.
Mit der Wahl, am Schiedunger Teich einen ersten gemeinsamen Treff zu starten, waren die Orni-Götter
auf unserer Seite:
Wetter gut, Teilnahme gut, Beobachtungsobjekte gut. Ja, es waren sogar Interessenten aus dem Eichsfeld dabei,
die von der Exkursion über unsere NABU-Internetseite erfahren hatten.
Jochen Scheuer, der sicher erfahrenste Wasservogelkenner im Verein, hatte die Leitung übernommen und neben
einigen Anmerkungen über die häufiger zu beobachtenden Arten einige historische Hinweise zum Schiedunger
Teich gemacht. Fakten, die so die wenigsten von uns kannten. Nicht in die Speicherbau-Initiative aus
DDR-Zeiten gehört dieser See, sondern in der Zuordnung zum Kloster Walkenried ist die Wasserfläche entstanden
und damit schon recht alt. Eine wechselhafte Geschichte prägt den Ort, der somit bis heute von
Fischereiwirtschaft in teilweise sehr unterschiedlichen Verantwortlichkeiten gekennzeichnet ist.
In dieser Bewirtschaftung war der Schiedunger Teich für Vögel schon immer interessant.
Uns allen zur Freude waren noch eine Reihe interessanter Entenarten, wie Tafel- Reiher- und Löffelente zu
beobachten. Andere Wasservögel vervollständigten die Szenerie. Immer wieder verwies Jochen Scheuer auf sehr
interessante historische Beobachtungen, die der See und sein Umfeld zu bieten hatte. Alle diese Anmerkungen
machten uns klar, dass einmal erfolgte Beobachtungen kein Garant auf ständiges Vorkommen bedeutet.
Nilgans oder Beutelmeise sind dabei zu nennen. Die einen breiten sich hier aus, die anderen sind hier auf
dem Rückzug. Ein Weißer Storch und Graugänse, die auf den Gertewiesen zu sehen waren, sind ebenfalls
so ein Beispiel.
Auch am Schiedunger Teich sind die Zahlen und Rhythmen der durchziehenden Vögel immer für eine Überraschung gut.
Das betrifft Gänsearten, Kiebitze, Regenpfeifer sowie Schwäne gleichermaßen, die hier in unterschiedlichen
Verbänden, teilweise sehr zahlreich, rasten und zu beobachten sind. Mit den großen Schwärmen kommen auch manche
Seltenheiten in die Gegend. Der Goldregenpfeifer, der fast immer mit Kiebitzen zieht, sei hier genannt.
Auch Singschwan und mancher seltene Greifvogel gehören dazu. Die sich westlich anschließenden Gertenwiesen
sind wegen ihres offenen Geländes oft beliebter Rastplatz für die Zugvögel.
Südlich des Schiedunger Teiches befindet sich die einzige Graureiherkolonie Nordthüringens, eine ornithologische
Kostbarkeit, deren Nestkontrolle Jochen Scheuer schon zu DDR-Zeiten durchführte. In den Jahresberichten des
Vereins Nordhäuser Ornithologen kann man dazu nachlesen. Von einem Hochpunkt im Norden des Geländes waren Blicke
auf die Brutkolonie möglich und man konnte einige der Horste zählen, die über den Wald hinaus ragten.
Eine erfolgreiche erste Jahresexkursion fand mit diesem Ausblick ein schönes Ende. Jochen Scheuer sei im Namen
aller Teilnehmer für seine Bemühungen an dieser Stelle ausdrücklich gedankt.

Fotos: Peter Höhns
UWE PATZIG
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