Fahrt zur Vogelschutzwarte Seebach bei Mühlhausen
Reisebericht
Mehrfach geplant, oftmals verschoben und doch realisiert - die Fahrt zur Vogelschutzwarte Seebach bei Mühlhausen.
Außerhalb der Öffnungszeit/Dienstzeit der Einrichtung, konnte am Samstag, den 27.04.2019, eine Führung durch das
Gebäude mit seinen umfangreichen Sammlungen und Ausstellungen erreicht werden. Für die interessierten Teilnehmer
übernahm dankenswerterweise Herr Triesch vom Förderverein der Vogelschutzwarte die Leitung des Rundganges.
Manche der angereisten Ornithologen kannten das Objekt bereits; zumindest oberflächlich. Sei es nun aus
persönlichem Interesse oder von Fachtagungen. Eine mehrstündige Führung in alle Winkel des Gemäuers hatten
wohl die wenigsten schon erlebt. Nach allgemeinen Anmerkungen zur Historie des Hauses, seiner Entwicklung
vom Adelssitz einer Wasserburg bis zum heutigen Zustand, gab es detaillierte Angaben zu den Nutzungsepochen.
Im Flyer heißt es dazu:
„Die aus dem 12. Jahrhundert stammende Wasserburg Seebach mit dem ca. zwei Hektar großen Park war von 1857
bis 1933 Heimat und Wirkungsstätte von Dr. hc. Hans Freiherr von Berlepsch, dem Nestor des Vogelschutzes in
Deutschland. Die Vogelschutzwarte Seebach wurde 1908 staatlich anerkannt und ist Deutschlands älteste
Vogelschutzwarte.“
Nach dem Krieg zwangsenteignet, überstand sie als Forschungsstätte der Landwirtschaft auch die DDR-Zeiten,
wenn auch mit anderen Zielsetzungen als heute. Mit der „Wende“ kamen Rückführungsansprüche der alten Besitzer
als Problem auf den Tisch. In langwierigen Verhandlungen konnten diese abgewendet werden. Auflage der
Alteigentümer war, das Haus im Interesse des Vogelschutzes mit Aufgaben auszustatten. So ist die Vogelschutzwarte
heute eine staatliche Einrichtung des Freistaates Thüringen mit Pflichtaufgaben im Bereich der Ökologie.
Herr Triesch konnte kenntnisreich über all die Dinge berichten, manches Detail hinzufügen, das in keinem Flyer
steht. Der Rundgang begann im sogenannten Salon und führte durch die einzelnen Ausstellungsbereiche,
Diorama-Darstellungen und Eiersammlungen. Historische Balg- und Skelettausstellungen waren genauso interessant,
wie das im Keller eingerichtete Eulenpanorama. Immer wieder flossen Anmerkungen ein, die über die Wasserburg
Auskunft gaben. Diese historischen Einwürfe machten Führung und Vortrag recht abwechslungsreich. Interessant
war auch die Begehung des Bodens im obersten Dachgeschoss. Hier konnten die Rückseiten der eingebauten
Nistkästen/Niststeine betrachtet werden. Das Fiepen der Jungvögel in den Kästen war eine direkte Wahrnehmung
von Vogelschutz. Bereits in der Außenansicht des Hauses konnte man die vielen Einfluglöcher für die Vögel sehen.
So wurde der Gedanke des aktiven Vogelschutzes erkennbar, den der Freiherr von Berlepsch vertrat.
Nach dem Rundgang im Haus gab es noch eine Begehung des interessanten Parkraumes mit seinen Volieren, Nistkästen
und Vogelschutzpflanzungen. Begleitet wurde der Rundgang von einem vielstimmigen Vogelkonzert.
Herr Triesch wies die Besucher darauf hin, dass einige der Volierenvögel wohl Dauergäste in der Anlage bleiben
müssen, da sie mit ihren Verletzungen nicht mehr in der Natur überleben könnten. Ferner wurde darauf hingewiesen,
dass die Vogelschutzwarte auch eine Station für vom Zollamt beschlagnahmte Vögel betreibt; ebenso eine
Quarantänestation. Für beides besteht Betretungsverbot, auch wenn wir alle sehr neugierig waren. Hier gelten
die Gesetze von Seuchenschutz und Zollverwaltung! Es sei schon erstaunlich, was alles so geschmuggelt wird….
Der Parkrundgang war durch das schöne Wetter ebenfalls ein Genuss. Für ganz Unentwegte war es noch möglich, mit
Herrn Triesch zum örtlichen Friedhof zu pilgern, um die Grabstätte des Freiherrn von Berlepsch zu besichtigen.
So war die gemeinsame Fahrt zur Vogelschutzwarte Seebach eine gelungene Veranstaltung unseres Vereins. Den
Organisatoren und Herrn Triesch vom Förderverein gebührt unser aller Dank.











alle Fotos: Peter Höhns
UWE PATZIG
im Namen aller Mitglieder
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