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Verein Nordhäuser Ornithologen e. V.

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Das Jahr der Schleiereule

Beamervortrag über Beobachtungen an einem Schleiereulen-Nest

Am 08.04. 2019 gab es den letzten Vortrag des Vereins Nordhäuser Ornithologen für dieses Halbjahr. Im gut besuchten Vereinshaus „Thomas Mann“ hatte Peter Höhns ein spezielles sowie interessantes Thema aus der Familie der Eulen gewählt:

„Ein Jahr an der Seite der Schleiereulen - Infrarotbilder aus dem Nestbereich“

Von den 10 Eulenarten Mitteleuropas, können im Landkreis Nordhausen immerhin acht im Verlauf des Jahres beobachtet werden, vorausgesetzt man hat Glück und fürchtet nicht die Dämmerung oder Nacht. So ist die Eulenbeobachtung nicht sehr leicht oder einfach. „Es liegt wohl an ihrer nächtlichen Lebensweise. Hinzu kommt, dass sie sehr scheu sind“, lässt uns Peter Höhns wissen.

Neben dem Uhu als Großeule finden wir im Landkreis Waldkauz, Waldohreule, Sperlingskauz und Raufußkauz (bes. im Harz) und selten einmal sogar den Steinkauz. Im Winter erscheint auch die Sumpfohreule aus dem Norden fast regelmäßig. Eine besondere Stellung nimmt die Schleiereule ein, weil sie sich am stärksten der menschlichen Kultur angeschlossen hat, wie im Vortrag zu hören war. Und eigentlich haben es die Eulen im Landkreis Nordhausen gut, denn ein kleiner Kreis Ornithologen haben sich ihrem Wohl und Schutz verschrieben. Einer von ihnen ist Peter Höhns.

Von anderen Vereinsmitgliedern, im Besondern von Herbert Buchholz, ist Grundlegendes in vorangegangenen Vorträgen gesagt worden. So konnten die einführenden Abschnitte zur geografischen Verbreitung sowie Entwicklung und Vorkommen der Rassen kurz gehalten werden. Das Besondere und Neue am heutigen Vortrag war, dass die Bilder ausschließlich mit einer Infrarotkamera entstanden. Nur so wurde ein störungsfreies Beobachten bei Dunkelheit möglich. Beindruckende Brutszenen im Nest konnten dadurch dokumentiert werden. Und es gab eine ganze Reihe bestaunenswerter Bilder, die so von uns sicher keiner zuvor gesehen hatte. Eine faszinierende Szene bestand darin, dass es auch Kannibalismus unter den Schleiereulen-Jungvögeln geben kann, wenn schwächste Jungtiere einfach mit als Nahrung angesehen werden. Solche Abläufe können in der Natur vorkommen. Ohne Infrarot-Kamera wäre dieser Beweis nicht möglich gewesen. Bei der Fütterung recht erstaunlich war vor allem das Größenververhältnis der Eulenküken zum Beutetier beim Verschlingen von Nahrung. Das so kleine Wesen ganze Mäuse herunterwürgen können, ist in der Tat beachtlich!

„Meinen Vortrag sehe ich daher vor allem als Ergänzung zu manchem Bekannten und als eine mögliche und machbare Weiterführung in der Sache. Denn dazu gibt uns die heutige Technik die Mittel in die Hand“ war das klare Statement vom Vortragenden.

Es wurde auf eine der anatomischen Besonderheiten bei der Schleiereule verwiesen, welche diese von den sogenannten echten Eulen unterscheidet. So sind das Brust- und Gabelbein nicht miteinander verwachsen, auch sind die Ansatzpunkte der Muskeln am Brustknochen in anderer Form angeordnet. Dadurch kann sie als einzige Eule wie ein Kolibri auf der Stelle schwirren, ihren Flug um 180 Grad in der Richtung wenden und sogar rückwärts fliegen. Auch ein „Senkrechtstart“ ist ihr durch diese anatomische Besonderheit möglich. Nur so ist erklärbar, dass sie in Scheunen manövrieren und jagen kann. Auf eine besondere Ausprägung der Federn wurde ebenfalls hingewiesen, die den Eulen einen nahezu geräuschlosen Flug gestatten.

Charakteristisch für Schleiereulen ist der namensprägende Gesichtsschleier. Er ist keinesfalls Selbstzweck, sondern dient beim Hören wie ein Parabolspiegel. Fein miteinander vernetzte und abgestimmte Federn, die auf einem Knorpelwulst des Kopfes sitzen, unterstützen diesen Wahrnehmungsvorgang, erfahren die Zuhörer.

An dieser Stelle sei auch allen Kirchengemeinden gedankt, die sich bereit erklärt haben, in ihren Kirchtürmen künstliche Nisthilfen (Spezial-Nistkästen) anbringen zu lassen. Denn was nützt der gut gemeinte Aufruf des NABU – „Lebensraum Kirchturm - “, wenn er nicht mit Leben erfüllt werden kann. Das gilt für die „Macher“ wie die „Genehmiger“ im gleichen Maße!

Dem Vortrag folgte noch eine lebhafte Gesprächsrunde. So war es ein beeindruckender und gelungener Abend sowie ein schöner Abschluss der Vortragssaison.

Peter Höhns sei hier nochmals und ausdrücklich im Namen aller Zuhörer herzlich gedankt.







alle Fotos mit Infrarot-Kamera: Peter Höhns

UWE PATZIG
im Namen aller Mitglieder


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