Das Jahr am neuen Fangplatz
Beamervortrag über die Beringung von Kleinvögeln
„Wo die Vögel ihren Reisepass erhalten“ – unter diesem spaßigen Motto wurde der zweite
Januarvortrag vom Verein Nordhäuser Ornithologen in der lokalen Presse sinngemäß angekündigt.
Eine gut besuchte Abendveranstaltung im Vereinshaus „Thomas Mann“ war gespannt, was der
Beamer-Vortrag von Manfred Wagner Neues dazu vermitteln will.
Der VNO kann froh sein, einen aktiven Beringer in seinen Reihen zu haben. Denn durch die Beringung
lässt sich der wissenschaftliche Nachweis bei den Kleinvogelarten für eine Region besonders gut erbringen.
Dabei sind Rückmeldungen, Wiederfänge, Fang von beringten Vögeln aus anderen Regionen stets interessante
Aussagen. Ist doch die Vogelberingung ein bewährtes Handwerksmittel, um Flugrouten und Winterquartiere
von Vögeln zu dokumentieren. Seit mehr als 100 Jahren betrieben, ist sie nicht aus der Mode gekommen,
auch wenn es heute dazu ergänzende und modernere Methoden gibt. Die sicherste ist sie noch immer.
Die Nordhäuser Beringergruppe hatte viele Jahre ihren Standort am Steinbrücker Teich. Ein zu hoher
Wasserstand und Bauarbeiten machte das Stellen der Fangnetze problematisch. So wurde für 2018 ein neuer
Standort gesucht und in den Wipperwiesen bei Bleicherode gefunden. Eingefasst von Bahntrasse, Kalihalde
und Wipper liegen die Wiesen im reizvollen Landschaftsraum um Bleicherode. Erfahrungen mit diesem neuen
Standort wollte der Vortrag vermitteln.
An verschiedenen Stellen wurden die feinen Netze gestellt und gespannt (sie werden abends immer
zusammengeschoben!), das Gelände optimal genutzt. Gefangen wurde auch in einem quer über die Wipper
gespannten Fangnetz. Die unterschiedlichen Lebensräume ließen auch ein breites Spektrum an Kleinvogelarten
erwarten. In zwei Fangepochen - im Frühjahr und im Spätsommer- wurde beringt, ließ uns Manfred Wagner wissen.
Typische Vögel des Offenlandes und der Flussauen flogen in die Netze. Beeindruckend ist immer wieder der
Eisvogel mit seiner tropisch anmutenden Gefiederfarbe. Mehrere wurden hier beringt. Die hier naturnah
fließende Wipper gibt ihm viele Möglichkeiten zum Graben seiner Niströhren. Unter anderen wurde auch
Wasseramsel, Gebirgsstelze, Grasmücken und Zaunkönig gefangen. Der nicht häufige Feldschwirl konnte
ebenfalls mit seinem „Reisepass“ versehen werden. Kuriosität für alle war eine Zwergfledermaus, die sich
über Nacht im schon zusammengeschobenen Netz verfangen hatte. Sie hatte wohl ihr Radar abgeschaltet!
Die Vielzahl der beringten Vogelarten hat gezeigt, dass die Wahl des neuen Fangplatzes eine gute
Entscheidung war. Das kommende Beringungsjahr wird das sicher bestätigen.
Der Vortrag konnte nicht nur mit herrlichen Vogelporträts beeindrucken, auch konnte er mit schönen
Landschaftsaufnahmen punkten. So wurde Wissenswertes und Wissenschaftliches mit Schönem elegant abgerundet.
Im Namen aller Zuhörer sei an dieser Stelle Manfred Wagner nochmals für seine Mühe sehr herzlich gedankt.



alle Fotos: Peter Höhns
UWE PATZIG
stellvertretender Vereinsvorsitzender
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