Vogel des Jahres 2019 - Die Feldlerche
Beamervortrag über eine Vogelart im Sinkflug

Wieder einmal oder besser: In bewährter Art und Weise, wurde das Beobachtungsjahr mit dem Vortrag
zum Vogel des Jahres eröffnet. Gehalten von Manfred Wagner, Vorsitzender unseres Vereins Nordhäuser
Ornithologen; sachlich, sehr informativ und in lockerer Form.
Die ersten Veranstaltungen im Jahr finden fast immer sehr regen Zuspruch. Diesmal waren die Teilnehmer
besonders zahlreich, sicher auch durch ausführliche Presseinformationen, die es vorab gegeben hatte.
So konnte in einem gut gefüllten Thomas-Mann-Klub zur Feldlerche referiert werden.
Neben den Erläuterungen zu Status, Lebensweise und Zugverhalten, wurde auf Ansprüche im Lebensraum,
Nahrung und Brutbiologie vertieft eingegangen. Diese scheinbar alltägliche und doch nicht alltägliche
Vogelart ist Charaktervogel offener Landschaften schlechthin. Sie ist so etwas wie das Barometer für
den Umgang der Menschen mit der Natur, das Maß des Profitstrebens in der Agrarlandschaft.
Leider zeigt dieses Barometer keine gute Entwicklung an. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die
Feldlerche bereits zum zweiten Mal zum Vogel des Jahres gekürt werden musste, um die Aufmerksamkeit
auf diese Vogelart zu richten. Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auch auf das menschliche
Unvermögen, mit der eigenen Lebenswelt umzugehen.
Mit viel Leidenschaft hat daher Manfred Wagner zwei Säulen besonders herausgearbeitet:
Eine verfehlte EU-Agrarpolitik, die den Lebensräumen der offenen Feldlandschaft zu wenige Chancen
lässt und die Inkonsequenz des EU-Artenschutzes. So können durch den Einfluss von Lobbyisten die
Feldlerchen in sechs Mitgliedsländern der Europäischen Union offiziell als Jagdwild bejagt und
geschossen werden! Da ist der Schutz im Naturschutzrecht Deutschlands so etwas wie Hohn gegenüber
Maßlosigkeit und Dekadenz in anderen Ländern. Auf die Störung der feinvernetzten ökologischen
Beziehungen durch den Pestizideinsatz wurde ebenfalls hingewiesen. Gerade die massive Vernichtung
der Wild- und Ackerunkräuter in und um die Anbauflächen sowie der Insekten durch hochwirksame
Neo-Nikotinoide führt in breiter Front zum Entzug der Ernährungsgrundlage, nicht nur der Feldlerchen.
Aber auch Positives gab es zu berichten. Einzelne Landwirte lassen auch Blühstreifen in den Äckern
entstehen, schaffen kleine Brachen in den oft riesigen Schlägen der Kulturpflanzen.
Nun, sei es wie es sei - es war ein sehr gelungener Auftakt für das Jahr 2019 und Manfred Wagner sei
nochmals für seine Mühen und den Vortrag herzlich gedankt.
Noch eine sehr persönliche Nachbetrachtung:
Sind nur die Landwirte schuld? Die, die ihre Betriebe nach wirtschaftlichen Grundsätzen führen
müssen, um rentabel zu bleiben? Sind nur sie unser Feindbild im Artenschutz? Oder tragen neben der verfehlten
Agrarpolitik der EU wir alle mit unserem überzogenen Konsumverhalten, unserer Maßlosigkeit in so
vielen Dingen mit dazu bei?
Ein Gedanke, den wir der Feldlerche und Anderen schuldig sind zu denken …
Foto: Matthias Entelmann (NABU)
Allen Vereinsmitgliedern noch ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2019 !
UWE PATZIG
stellvertretender Vereinsvorsitzender
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